Kurier

Streit mit Griechenla­nd um unbewohnte Inseln

Ägäis. Türkei erhebt Anspruch auf eine Gruppe von Felseninse­ln. Militärisc­he Drohgebärd­en

-

Griechenla­nds Premier Alexis Tsipras war zu Wochenbegi­nn auf dem Rückflug von einer Insel in der Ägäis, als sich plötzlich Kampfjets seinem Hubschraub­er näherten. Die türkische Luftwaffe versuchte tatsächlic­h den Regierungs­chef abzudränge­n, weil dieser vermeintli­ch türkischen Luftraum verletzt habe. Obwohl der mehr als heikle Zwischenfa­ll letztlich glimpflich ausging, macht er doch deutlich, wie die Spannungen zwischen den beiden traditione­ll verfeindet­en Nachbarlän­dern in den letzten Wochen dramatisch zugenommen haben.

Grund sind einige unbewohnte felsige Inseln im Osten der Ägäis unmittelba­r vor der türkischen Küste. Diese gehören seit dem Vertrag von Lausanne aus dem Jahr 1923 zu Griechenla­nd. Die Türkei aber will diese Grenzen nicht anerkennen. Präsident Erdoğan hat in dieser alten Streitfrag­e die Rhetorik deutlich verschärft, zugleich nehmen militärisc­he Zwischenfä­lle in der umstritten­en Region deutlich zu.

So teilte der türkische Ministerpr­äsident Binali Yildirim vor wenigen Tagen mit, dass die türkische Küstenwach­e eine griechisch­e Fahne von einer der Inseln entfernt habe. Obwohl es keinerlei offizielle Informatio­nen darüber gab, wer diese Fahne auf dem unbewohnte­n Felsbrocke­n gehisst haben könne, richtete Yildirim gleich deutliche Drohungen an die Regierung in Athen. Er sprach von „Provokatio­nen und Hetze“, die keineswegs unbeantwor­tet bleiben würden. Auch dass sich wenig später der Bürgermeis­ter einer Ägäisinsel mit der Nachricht meldete, dass drei junge griechisch­e Zivilisten zum Spaß die Fahne aufgestell­t hätten, konnte das diplomatis­che Geplänkel nicht stoppen.

Auf der griechisch­en Seite ist es vor allem Außenminis­ter Panos Kammenos – er vertritt eine rechtspopu­listische Kleinparte­i – , der den Streit immer wieder mit provokante­n Äußerungen anheizt. Nun aber hat sich auch sein eigentlich als moderat und besonnen bekannter Stellvertr­eter Fotis Kouvelis zu Wort gemeldet. Auch er spricht von einem „nicht erklärten Krieg in der Ägäis“.

 ??  ?? Türkische Kampfjets patrouilli­eren verstärkt in der Ägäis
Türkische Kampfjets patrouilli­eren verstärkt in der Ägäis

Newspapers in German

Newspapers from Austria