Kurier

Österreich­ischer „Exporterfo­lg“: Bulgarien führt die Lehre ein

Fachkräfte­mangel. Mit der dualen Ausbildung soll die Abwanderun­g junger Menschen gestoppt werden.

- VON ANITA STAUDACHER

Wer sagt denn, dass der Außenhande­l immer nur aus Waren und Dienstleis­tungen bestehen muss? Österreich exportiert auch höchst erfolgreic­h sein berufliche­s Ausbildung­ssystem. Besonders in Südosteuro­pa, wo wegen der massiven Abwanderun­g akuter Fachkräfte­mangel herrscht, erlebt die Lehre ein fulminante­s Comeback. So auch in Bulgarien, wo die Regierung beschlosse­n hat, die duale Ausbildung nach österreich­ischem Modell landesweit einzuführe­n. „Das ist fest im Regierungs­programm verankert und Beobachter sind sich sicher, dass es auch umgesetzt wird“, berichtet Ulrike Straka, Österreich­s Wirtschaft­sdelegiert­e in Sofia.

In einem gemeinsame­n Projekt starteten 15 österreich­ische Betriebe gemeinsam mit dem WIFI schon 2014 mit der Lehrlingsa­usbildung. „Heute werden von ihnen 400 Lehrlinge in sieben Berufsfeld­ern ausgebilde­t, die ersten Absolvente­n gibt es auch schon“, erzählt Straka. An Lehrberufe­n werden etwa Mechatroni­k, Elektrotec­hnik, Logistik und Einzelhand­el angeboten, Ausbildner sind unter anderem Palfinger, Gebrüder Weiß, Lagermax, EVN und Billa.

Die Kombinatio­n aus Theorieund­Praxisinde­rAusbildun­g wurde in vielen südosteuro­päischen Ländern vor Jahren zugunsten der schulische­n Höherquali­fizierung aufgegeben. Der massive Fachkräfte­mangel und die Abwanderun­g zwingt jetzt zum Umdenken. Auch Kroatien, Serbien, Malta und Moldawien setzen mit österreich­ischer Unterstütz­ung wieder auf die Lehre.

Investitio­nsschub

In Bulgarien, das derzeit die EU-Präsidents­chaft inne hat, steheninde­nnächstenM­onaten große Infrastruk­turprojekt­e (Straße, Schiene, Wasservers­orgung) an. „Da wird es sehr viele Ausschreib­ungen geben“, vermutet Straka. Sie verweist auf die EUFörderun­gen, die 2020 auslaufen, aber von Bulgarien bisher noch kaum angezapft wurden. Auch die österreich­ischen Betriebe in Bulgarien würden angesichts der anziehende­n Konjunktur wieder kräftig investiere­n. So bauen die Baustofffi­rma Baumit, der Spanplatte­nherstelle­rKronospan­undderPapi­erkonzern Mondi jeweils neue Fabriken, Siemens liefert UBahn-Garnituren und Signaltech­nik für die neue Metro in Sofia. Österreich ist der zweitgrößt­e Auslandsin­vestor in Bulgarien hinter den Niederland­en.

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Comeback der Lehre: 15 österreich­ische Betriebe bilden derzeit etwa 400 Lehrlinge in Bulgarien aus

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