Video belegt: Imam war involviert
Aufnahme zeigt Ablauf der Aufführung / Seelsorger filmte Szenen mit und ist weiter aktiv
Salutierende Kinder in Uniform. Eltern, die ihre Kinder anfeuern. Und der Imam, der voller Freude die Aufführung mitfilmt. Nachdem die Stadtzeitung Falter Fotos der „Kriegsspiele“in einer Wiener Moschee veröffentlichte, ist jetzt ein Video davon aufgetaucht, das dem KURIER vorliegt.
Eltern applaudierten
In diesem Video ist zu sehen, wasdieKinderallesnachspielen mussten. Religiöse Gesänge sollen die Dramatik des Stückes musikalisch untermalen. Die Kinder stehen sich als Frauen mit Kopftuch und Soldaten in Uniform verkleidet gegenüber. Dabei scheinen sich die Soldaten von ihren Frauen zu verabschieden, um in die Schlacht von Canakkale (Gallipoli) zu ziehen. Sie umarmen sich, küssen die Hand der Frau. Die Eltern filmen das Schauspiel mit und scheinen ihre Kinder bei ihrem Auftritt zu bestärken. Unter ihnen befinden sich vorwiegend Frauen mit Kopftüchern.
Ein als Soldat verkleidetes Mädchen stimmt vor den anderen Kindern in Uniform zur folgenden Rede an: „Von nun an ist mein Herz versiegelt und meine Hände verschlossen. Ich schwöre, dass ich bis zum letzten Atemzug kämpfen werde und den Feind nicht durch Canakkale lasse. Möge Gott uns schützen, Amen.“Am Ende erhalten die Kinder dafür von den Eltern tosenden Applaus. Im Hintergrund ist der Imam der Moschee, Muhammet Çörekçi, zu sehen. Mit seinem Smartphone gezückt, geht er auf und ab und filmt die Aufführung mit.
Imam sollte lügen
Die Aufnahmen sind besonder brisant, da sich der Seelsorger gegenüber dem KURIER zu den „Kriegsspielen“nicht äußern wollte. Er versuchte sich darauf angesprochen herauszureden und begann sich mit dem ehemaligen Obmann der Moscheevereins, Adem Sert, auf Türkisch zu unterhalten.
„Sag doch einfach, dass dunichtdabeiwarst“,rietihm dieser. Das Video belegt das Gegenteil. Çörekçi dürfte die Aufführung zumindest mitgeplant haben. Auf Anfrage zeigt man sich bei Atib überrascht und verweist auf die laufende Überprüfung. Man werde schauen, „wie das inhaltlich zustande gekommen ist“, sagt Sprecher Ersoy Yasar.
Der Seelsorger ist weiterhin offiziell aktiv. In einem Gespräch mit einigen Besuchern sagte er noch: „Wir sind nicht hier, um zu streiten, sondern bringen Liebe.“
Dass der ehemalige Vereinsobmann, der nach Bekanntwerden der Aufführungen abgewählt wurde, ebenfalls weiterhin ein und aus geht, stört in der Dammstraße in Wien-Brigittenau niemanden. „Im Endeffekt ist er Mitglied des Vereins. Er zahlt seinen Mitgliedsbeitrag. Dass er aus dem Verein verwiesen wird, ist nicht der richtige Schritt“, heißt es. Spätestens nächste Woche dürfte es jedoch weitere Konsequenzen geben.
LVT ermittelt
Hinzu kommt, dass der ehemalige Vereinsobmann von einem zurückgetretenem Mitglied der Veruntreuung bezichtigt wird. Ungereimtheiten gab es auch bei einem multikulturellen Kindergarten, der im selben Gebäude ansässig ist und mittlerweile Insolvenz angemeldet hat (siehe unten). Von der Stadt heißt es auf KURIER-Anfrage, dass man „Zusammenhänge nie ausgeschlossen hätte“. Der Kindergarten war vor rund zehn Jahren wegen des Ausbaus des Zentrums medial bereits in die Schlagzeilen geraten.
Neben dem Kultusamt, das bereits ein Verfahren wegen Verdacht auf Verstoß gegen das Islamgesetz eingeleitet hat, ermittelt auch das Landesamt für Verfassungsschutz. Ebenfalls eingeschaltet hat sich das Jugendamt der Stadt Wien.