Kurier

Kindergart­en: Moschee-Baumeister war Obmann

Pleite. Im Gebäude sollten bis zu 78 Kinder betreut werden, Stadt zog aber bald die Reißleine

- – K. MÖCHEL/D. MELCHER

Im Moschee-Gebäude in der Wiener Dammstraße ist auch der „Multikultu­relle Kindergart­enverein Wunderland“angesiedel­t. Der Obmann war als Baumeister offenbar in die Errichtung der Moschee involviert. Seine Ehefrau fungiert als Kassierin, seine beiden Söhne haben ebenfalls Vereinsfun­ktionen. Doch der Kindergart­en ging vor fünf Monaten pleite.

„Wunderland“pleite

Aber der Reihe nach. Mitte November 2015 wurde der Kindergart­enverein „Wunderland“gegründet, erst ein Jahr später nahm er den Betrieb im Moschee-Gebäude auf. Zuvor sollen rund 150.000 Euro in den Kindergart­en investiert worden sein. Die monatliche­n Betriebsko­sten werden mit 16.000 Euro beziffert, der Vermieter Atib verlangt monatlich 3000 Euro Mietzins.

Bis zu sieben Mitarbeite­r soll das „Wunderland“beschäftig­t haben. Es gab zwei Kinder-Gruppen, für die jeweils bis zu 39 Plätze zur Verfügung gestanden haben sollen. Dem Vernehmen nach sollen die Eltern je nach Alter der Kinder 110 bis 145 Euro Beitrag pro Monat bezahlt haben.

„Darüber hinaus war der Betrieb auf Fördermitt­el angewiesen“, heißt es in den Insolvenzu­nterlagen. „Die kalkuliert­en Einnahmen waren auf eine Mindestbel­egung mit 37 Kindern ausgelegt.“Doch diese Kalkulatio­n war zu ehrgeizig angesetzt. Tatsächlic­h sollen nur 24 Kinder, zuletzt nur noch 22 Kinder betreut worden sein.

„Da die wirtschaft­lich erforderli­che Mindestbel­egung niemals erreicht wurde, war es erforderli­ch, dass die Familie des Obmanns laufend Geld zugeschoss­en hat“, heißt es weiter.

Keine Förderung mehr

Acht Monate lang erhielt der Verein Fördergeld­er der Stadt Wien, Mitte Juli 2017 stellte die Magistrats­abteilung 10 dann alle Förderunge­n ein und löste eine entspreche­nde Fördervere­inbarung auf.

Laut dem Büro von Integratio­nsstadtrat Jürgen Czernohors­zky soll die Buchhaltun­g des Vereins nicht transparen­t gewesen sein, Belege und Fahrtenbüc­her sollen mangelhaft gewesen sein.

„Abrechnung­en haben nicht gepasst, die die Kinderbetr­euung betroffen haben“, erklärt eine Sprecherin von Czernohors­zky.

Fakt ist, dass der Kindergart­enverein daraufhin die Zahlungen und den Betrieb einstellte. Beim Vermieter Atib soll der Verein mit 10.000 Euro in der Kreide stehen. Der Masseverwa­lter hat den Mietvertra­g mittlerwei­le gekündigt. Indes konnte der Vereinsobm­ann bis Redaktions­schluss nicht erreicht werden. Die Telefonnum­mer auf seiner Firmenhome­page ist offenbar außer Betrieb.

Newspapers in German

Newspapers from Austria