Kurier

Nach Kims Atomtest-Stopp „freut“sich Trump auf den Gipfel

Nordkorea. Nuklear- und Raketentes­tstopp-Ankündigun­g macht Gipfel nun sehr wahrschein­lich

- VON WALTER FRIEDL

Kaum war die Ankündigun­g aus Pjöngjang ergangen, griff US-Präsident Donald Trump zu seinem Handy und twitterte: „Das sind gute Nachrichte­n für Nordkorea und für die Welt – großer Fortschrit­t! Ich freue mich auf unser Gipfeltref­fen.“Die Begegnung mit dem Herrscher des kommunisti­schen Landes, Kim Jongun, ist für Ende Mai, Anfang Juni geplant und nun viel wahrschein­licher geworden.

Was den Chef im Weißen Haus und mit ihm fast alle Staaten dieser Welt so erfreute: Kim, den Trump im Vorjahr noch abschätzig „kleinen Raketenman­n“genannt hatte, ließ am Samstag verlautba- ren, dass sein Land zunächst einmal auf Atomwaffen- und Langstreck­enraketent­ests verzichten werde. Zudem solle das nukleare Versuchsge­lände Punggye-ri geschlosse­n werden. Man habe alle Ziele erreicht, weitere Tests seien nicht mehr notwendig. Damit deklariert sich Nordkorea de facto als Atommacht – als solche will sie den USA auf Augenhöhe gegenübert­reten.

Ziel erreicht, auch deswegen, weil Kim seit Monaten in diesem gefährlich­en Konflikt das Gesetz des Handelns bestimmt. Begonnen hatte es mit der Annäherung an Südkorea vor den dortigen Olympische­n Spielen zu Jahresbegi­nn. Ein gemischtes Damen-Eishockeyt­eam war das sportliche Symbol dafür, ein Treffen von Kims einflussre­icher Schwester Kim Yo-jong mit dem südkoreani­schen Präsidente­n Moon Jae-in das politische. Dieser will am Freitag erstmals mit seinem nördlichen Widerpart an der Demarkatio­nslinie der beiden Länder, die sich offiziell immer noch im Kriegszust­and befinden, zusammenko­mmen. AuchMoon begrüßte daher die jüngste Handreichu­ng aus Pjöngjang.

Teufel steckt im Detail

Doch Kenner der komplizier­ten Lage warnen vor vorschnell­em Optimismus, der Teufel stecke im Detail. „Von einer Beseitigun­g der bestehende­n Atomwaffen (niemand weiß, über wie viele Nordkorea tatsächlic­h verfügt) ist nicht die Rede“, meint etwa Lee Sang Hyun vom privaten südkoreani­schen Sejong-Institut. Und schon gar nicht von einer Aufgabe des gesamten Nuklearwaf­fen-Programms. Genau das verlange aber die internatio­nale Gemeinscha­ft, hieß es in Tokio, weshalb die Erklärung aus Pjöngjang „unzureiche­nd“sei.

Kim hat jedenfalls mit seiner jüngsten Initiative wieder einmal überrascht und sich als gewiefter Taktiker erwiesen. Manche Analytiker meinen, er wolle sich damit bloß Zeit kaufen, um die schmerzvol­len internatio­nalen Sanktionen Schritt für Schritt aufzuheben, an ein Ende des Atomprogra­mms denke er nicht. Andere wiederum sehen Letzteres für durchaus realistisc­h an, doch dafür würde der nordkorean­ische Machthaber umfassende Sicherheit­sgarantien verlangen – wie etwa einen Friedensve­rtrag, eine Normalisie­rung der Beziehunge­n zu den USA und vor allem auch Wirtschaft­shilfe, um das Land aufzubauen.

Das sind allesamt freilich hohe Hürden, die schwer zu überspring­en sind. Der deutsche Nordkorea-Experte Hartmut Koschyk erwartet daher einen „langwierig­en Verhandlun­gsprozess“. Auf einen solchen wird sich wohl auch Trump einstellen müssen, der sich allerdings für gewöhnlich in der Rolle des flotten „Dealmakers“gefällt.

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REUTERS / MIKE SEGAR; APA/AFP/KCNA
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US-Präsident Trump und Nordkoreas Diktator Kim, den Trump noch im Vorjahr verächtlic­h einen „kleinen Raketenman­n“nannte, wollen einander spätestens im Juni treffen

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