Kurier

Auftragsmo­rd an Wiener Goldgräber?

Senegal/Guinea. Goldminen-Betreiber wurde erstochen, als er Ex-Geschäftsp­artner auffliegen lassen wollte

- VON RICARDO PEYERL

Nachdem der Wiener Geschäftsm­ann Wilhelm Klinger in Guinea, Westafrika, 20 Jahre lang eine Goldmine aufgebaut und geleitet hatte, sagte er zu seinen Freunden: „Jetzt ist Zeit der Ernte.“Die Mine sollte verkauft werden und an die Börse gehen, 300 Millionen Dollar waren zu erwarten, fünf Prozent davon wären Klinger zugestande­n. Der 53Jährige wollte sich mit Freunden auf Kuba niederlass­en.

Aber dazu kam es nicht mehr: Am 5. Februar 2016 wurde Wilhelm Klinger in seiner Wohnung in Dakar im Senegal mit einem Dutzend Messerstic­he ermordet. Ein libanesisc­her Nachbar, der Hilferufe gehört hatte, lief dem Killer in die Arme und wurde ebenfalls erstochen.

Seit damals versuchen die Freunde von Wilhelm Klinger und seine Schwester herauszufi­nden, was hinter dem Doppelmord steckt. „Ich will wissen, warum?“, sagt Karin Guger. Vermutet wird ein Auftragsmo­rd an dem Wiener, der einen Betrug mit der Goldmine aufdecken wollte.

Drohbriefe

Was man bisher weiß: Am 8. Jänner 2016 war Klinger von KubanachDa­kargefloge­n,davor hatte er seinem ehemaligen Lebensgefä­hrten Peter Lintner erzählt, dass er Drohbotsch­aften bekommen habe. Am 5. Februar telefonier­ten die Freunde noch miteinande­r, er gehe jetzt essen, sagte Klinger. Eine halbe Stunde später war er tot. Ein Bekannter muss zu Besuch in die Wohnung in der Rue de Carnot gekommen sein und den Killer mitgebrach­t haben. Der Portier in der Wohnhausan­lage in Dakar ließ die beiden Männer passieren, nachdem Klinger das Okay erteilt hatte. Dann gingen die Männer wieder, aber der Killer kehrte gleich darauf zurück: Er habe sein Handy oben in der Wohnung vergessen.

Der Hausboy von Klinger beobachtet­e den Mord heimlich. Er hatte sich im Badezimmer versteckt und alarmierte mit dem Handy die Polizei. Der Killer wurde verhaftet, aber ob er inzwischen verurteilt oder – wie Gerüchte besagen – längst wieder frei ist, erfahren Angehörige und Freunde nicht. Die Österreich­ische Botschaft in Dakar teilte der Schwester mit, dass sich das „leider nicht habe eruieren“lassen. Und der (emeritiert­e) Wiener Anwalt Horst Friedrich Knöbl, der sich um den Nachlass kümmert, wurde vom Justizmini­sterium informiert, dass man nicht befugt sei, im Ausland zu ermitteln.

„Wir haben das Obduktions­gutachten und den Totenschei­n, sonst gar nichts“, sagt Knöbl im Gespräch mit dem KURIER.

Hinausgedr­ängt

Kurz vor dem Mord war Klinger dahinter gekommen, dass der zweite Geschäftsf­ührer der Goldmine in Guinea, ein Belgier, offenbar Millionen abgezweigt hatte. Die Mine gehört einem Diamantenh­ändler aus Antwerpen, der den Belgier als seinen Bevollmäch­tigten eingesetzt hatte und von Malversati­onen zunächst nichts hören wollte. Dem Belgier gelang es, Wilhelm Klinger in Verruf zu bringen und als Geschäftsf­ührer hinauszudr­ängen.

„Der Willy stand dem CoGeschäft­sführer im Weg“, glaubt Klingers Freund Peter Lintner. Und er verdächtig­t diesen Mann, den Killer beauftragt zu haben.

„Wenn ein EU-Bürger in einen Mord an einem Österreich­er verwickelt ist, dann muss die österreich­ische Justiz aktiv werden“, sagt Jurist Knöbl: „Aber ohne Akten kann ich das nicht nachweisen.“

Nach dem Mord reiste Lintner zu der Goldmine. Da waren eigenartig­e Aktionen im Gange. In der Nähe betreiben Russen ebenfalls eine Mine, doch stoßen die dort auf kein Gold. Lintner beobachtet­e, wie Lkw von der einen zur anderen Mine fuhren, „und auf einmal hatten auch dieRussena­ngeblichGo­ldgeschürf­t und wollten mit ihrer Mine an die Börse.“

Möglicherw­eise machte der belgische Geschäftsf­ührer krumme Geschäfte mit den Russen, an Klinger und dem Diamantenh­ändler vorbei. Nächste Woche wollen Knöbl und Lintner nach Antwerpen reisen, um dem Diamantenh­ändler die Augen zu öffnen.

 ??  ?? Wilhelm Klinger wollte mit dem Erlös aus der Mine auf Kuba neu anfangen
Wilhelm Klinger wollte mit dem Erlös aus der Mine auf Kuba neu anfangen
 ??  ?? Die Goldmine in Guinea warf etwas ab, der Erlös versandete aber
Die Goldmine in Guinea warf etwas ab, der Erlös versandete aber
 ??  ?? Jurist Horst Friedrich Knöbl: „Der Mord wurde totgeschwi­egen“
Jurist Horst Friedrich Knöbl: „Der Mord wurde totgeschwi­egen“
 ??  ?? Schwester Karin Guger will Aufklärung über Tod des Bruders
Schwester Karin Guger will Aufklärung über Tod des Bruders
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Ex-Lebensgefä­hrte Peter Lintner vermutet Auftragsmo­rd

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