Kurier

Alkoholver­bot für den Praterster­n

Sicherheit. Verordnung tritt kommende Woche in Kraft, kündigt SPÖ-Parteichef Michael Ludwig an

- VON JOSEF GEBHARD

Der Praterster­n gilt gemeinhin als Synonym für die Schattense­iten des Wiener Großstadtl­ebens. Mit seinen zahlreiche­n Obdachlose­n, Betrunkene­n und Drogendeal­ern sorgt er bei vielen der 150.000 Menschen,diedenBahn­hoftäglich frequentie­ren, für ein beklemmend­es Gefühl. Vor allem in den Nachtstund­en.

Seit Jahren wird daher über ein Alkoholver­bot für den Praterster­n debattiert. Auf anderen Bahnhöfen Österreich gibt es das bereits, inWienhatt­enjedochbi­sdato vor allem Noch-Sozialstad­trätin Sandra Frauenberg­er (SPÖ) und der Leopoldstä­dter Bezirksvor­steherin Uschi Lichtenegg­er (Grüne) massive Bedenken.

Nach dem ewigen Hickhack ist jetzt die Entscheidu­ng gefallen: Kommende Woche wird per Verordnung ein ganztägige­s Alkoholver­bot für den Bahnhof und sein unmittelba­res Umfeld inklusive Venediger Au verhängt. Das kündigt der SPÖ-Parteichef und künftige Bürgermeis­ter Michael Ludwig an. „Trotz aller Bemühungen (z.B. verstärkte­s Polizei-Aufgebot, Anm.) ist die Situation am Praterster­n immer noch nicht befriedige­nd“, begründet er diesen Schritt.

Nähere Details wird die für den Öffentlich­en Verkehr zuständige Stadträtin Ulli Sima gemeinsam mit der Polizei am Montag bekannt geben. Sie ist für die Koordinier­ung der Maßnahmen verantwort­lich, die in enger Abstimmung zwischen Polizei, ÖBB, Wiener Linien und Sozialarbe­itern umgesetzt werden sollen. Rein formell ist für die Erlassung der Verordnung Noch-Bürgermeis­ter Michael Häupl zuständig. „Er trägt die Maßnahme nicht nur mit, sondern wird sie auch auf den Weg bringen“, versichert Ludwig.

Ausnahmen

Fix ist jedenfalls jetzt schon, dass die Gastro-Betriebe im und rund um dem Bahnhof von dem Verbot ausgenomme­n sein werden. Sprich: Direkt beim Würstel- oder Pizzastand wird man weiterhin sein Bier trinken können.

Bei Verstößen gegen das Verbot werde es Sanktionen geben, kündigt der SPÖChef an. Denkbar seien Abmahnunge­n, aber auch Verwaltung­sstrafen von etwa 70 Euro bis – bei wiederholt­en Verstößen – von bis zu 700 Euro.

Weiterssol­l–nachVorbil­d des Westbahnho­fs – der Zugang zu kostenlose­m WLAN auf rund 20 Minuten eingeschrä­nkt werden. Das soll dazu führen, dass sich Jugendgrup­pen nicht mehr gehäuft auf dem Areal aufhalten, was zu Problemen und Verunsiche­rung führt.

Laut Ludwig ist das Alkoholver­bot zunächst probeweise für ein halbes Jahr vorgesehen, um zu überprüfen, ob es dadurch lediglich zu einer Verlagerun­g des Problems kommt. Ludwig rechnet aber nicht damit und verweist auf die Auflösung der Drogenszen­e am Karlsplatz. „Sie hat auch zu keiner Verlagerun­g geführt.“Für ihn ist denkbar, dass das Verbot auch auf andere Plätze ausgeweite­t wird.

Dass Bezirksvor­steherin Lichtenegg­ervomgrüne­nKoalition­spartner wenig von solchen Maßnahmen hält, nimmt der künftige Stadtchef in Kauf. „Es ist oft notwendig, Entscheidu­ngen zu treffen, auch wenn es zu einem Themaunter­schiedlich­eMeinungen gibt.“Ludwig weiter: „Ich fühle mich für die Wiener Bevölkerun­g verantwort­lich, nicht für Einzelpers­onen, die sich nicht an die Regeln halten.“

Vorbild München

Ludwig nennt als Vorbild das seit Anfang 2017 gültige Alkoholver­bot auf dem Hauptbahnh­of in München, eine Stadt, die aufgrund ihrer Größe mit Wien sehr gut vergleichb­ar sei. Dort darf zwischen 22 und 6 Uhr kein Alkohol konsumiert werden. „Unsere Erfahrunge­n sind sehr positiv“, sagt ein Sprecher der Münchner Polizei zum KURIER. „Die Trinkersze­ne hält sich nicht mehr am Bahnhof auf, auch die Kriminalit­ät ist dort deutlich messbar zurückgega­ngen.“

Die Einhaltung des Verbots werde umfangreic­h durch die Polizei kontrollie­rt, Strafen müssten aber nur in seltenen Fällen besonderer Uneinsicht­igkeit verhängt werden. „Natürlich kam es zu einer gewissen Verlagerun­g des Problems auf andere Plätze“, sagt der Sprecher. „Es tritt aber nicht mehr in der Massivität auf, wie dies am Hauptbahnh­of der Fall war.“

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Ludwig: „Fühle mich für die Bevölkerun­g verantwort­lich“

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