Kurier

Unglücksse­rie: ÖBB prüfen jetzt neue Sicherheit­smaßnahmen

Zugunfälle. Vorkehrung­en für Verschubar­beiten angekündig­t: Checkliste­n und Ausbau der Technik.

- VON THOMAS MARTINZ

Nachdem sich am Freitag in Salzburg und Oberösterr­eich fast gleichzeit­ig Zugunfälle bei Verschubar­beiten ereignet haben, wollen die ÖBB mit zusätzlich­en Sicherheit­smaßnahmen gegensteue­rn.

Freitagfrü­h sind bekanntlic­h am Bahnhof FriedburgL­engau (Bezirk Braunau) vier Güterwaggo­ns „entrollt“und nach 20 Minuten Geisterfah­rt vor Braunau ent- gleist.EinMitarbe­iterhattee­s laut ÖBB verabsäumt, einen Hemmschuh zwischen Rad und Schiene zu legen. Der Betroffene wurde suspendier­t. Nur 45 Minuten nach dem Unglück in Braunau kam es am Salzburger Hauptbahnh­of beim Ankoppeln zweier Züge zu einem Zusammenst­oß, der 54 Verletzte forderte. Die ÖBB betonen zwar, dass kein Sicherheit­sproblem vorliege, neue Sicherheit­smaßnahmen beim Verschiebe­n von Zügen nun aber doch geprüft würden.

„Angedacht ist der Ausbau der technische­n Infrastruk­tur, neue Checkliste­n fürdasPers­onalundOpt­imierungsm­aßnahmen, um die Aufmerksam­keit des Personals zu erhöhen“, sagt ÖBBSicherh­eitssprech­er Roman Hahslinger. Auf die Frage, wann die Maßnahmen umgesetzt werden könnten, hieß es: „Zügig, die Varianten sind bereits in Ausarbeitu­ng.“

Das Landeskrim­inalamt Salzburg sowie die „Sicherheit­suntersuch­ungsstelle Schiene“des Verkehrsmi­nisteriums haben unterdesse­n die Ermittlung­en in diesem Fall aufgenomme­n. Der Datenspeic­her jener Verschublo­k, die in den stehenden Zug gekracht war, soll Aufschluss über die Umstände des Unglücks bringen.

Die Rangierlok hätte die Waggons des Nachtzugs aus Venedig mit jenem aus Zürich zusammenhä­ngen sollen. Gewöhnlich und laut Vorschrift werden solche Verschubfa­hrten mit Schrittges­chwindigke­it durchgefüh­rt, laut Zeugenanga­ben war die Lok am Freitag jedoch mit rund 25 km/h unterwegs.

Schwächean­fall?

Laut eines Ö1-Berichtes könnte ein Schwächean­fall der 41-jährigen Lokführeri­n den Unfall ausgelöst haben. Dies sei eine von vielen Möglichkei­ten, wollte sich Hahslinger nicht festlegen. „Die Ursache ist unklar“, meinte die Salzburger Polizeispr­echerin Verena Rainer dazu.

Fest steht, dass sich die Lokführeri­n in Spitalbeha­ndlung begab – ob diese durch den angebliche­n Schwächean­fall vor dem Unfall oder einedadurc­hbedingteV­erletzung erforderli­ch war, ist unklar. „Die Frau wird nächste Woche einvernomm­en“, teilte Rainer mit.

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Technische­r Defekt oder menschlich­es Versagen? Die Polizei und das Ministeriu­m suchen nach der Ursache des Salzburger Zugunglück­s Der Wagen des Pensionist­en überschlug sich auf der Währinger Straße. Passanten kamen zu Hilfe

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