„Empathie, nicht nur Wut!“
Roseanne Barr. Die neue alte Sitcom-Queen über Trump, Clooney und Familienzwist
Die Rückkehr von „Roseanne“ist die größte Erfolgsgeschichte des vergangenen Jahrzehnts im US-TV-Geschäft. Die Quoten gehen durch die Decke. Dass die Titelfigur (wie auch deren Darstellerin) Trump-Wählerin ist, sorgt für Kontroversen, ist aber dem Hype nur zuträglich. Wie immer man zu ihrer Politik steht, als Komödiantin wie als Gesprächspartnerin ist sie konkurrenzlos: Roseanne Barr (65, drei gescheiterte Ehen, fünf Kinder) nimmt sich nie ein Blatt vor den Mund.
KURIER: Die Sitcom „Roseanne“lief schon von 1988 bis 1997. Was hat sich seither verändert? Roseanne Barr: Ich bin älter. Und ich hab den Wechsel hinter mir, bin daher viel netter.
War die Menopause der einzige Grund für Ihre Launen?
Nein. Auch ein paar Arschlöcher, die nicht mehr beim Sender arbeiten, waren mitverantwortlich. Jetzt werden meine Visionen ohne Streit verwirklicht. Das Team – von der Produzentin (Sara Gilbert) bis zu den Autoren – besteht hauptsächlich aus Frauen.
Wie wichtig sind Ihnen heikle politische Themen?
Sehr! Das ist der Punkt für mich. In der neuen Staffel geht es trotz allen Humors um das Gesundheitssystem. Ich wollte keine Serie, die nur auf billige Lacher abzielt, sondern den Humor dazu nützen, Dinge zu thematisieren, die sonst niemand laut ausspricht. Das bin ich. Deshalb rede ich auch offen über meine Menopause. Es wird viel zu wenig darüber geredet, dass wir vielleicht deshalb besondere „Bitches“sind, weil die Hormone verrückt spielen.
Roseanne, die Echte wie die Fiktive, ist Republikanerin und hat Trump gewählt, ihre Schwester Jackie (gespielt von Laurie Metcalf) ist die liberale Linke. Sie streiten zwar, finden dann aber eine gemeinsame Ebene. Wünschen Sie sich das auch für die USA?
Ja, und nicht nur für Amerika, sondern auch für meine eigene Familie. Ich habe drei Töchter in ihren 40ern, die alle schwere Demokraten sind. Was wir streiten seit Trump! Man muss Empathie haben, nichtnurWut,sonstistdasLeben grauenhaft. Das sage ich meinen Töchtern – aber die sagen mir nur „Fuck You!“
Wie sind Sie aufgewachsen?
Ich komme aus einer Kultur, in der Frauen die Chefs im Haus waren. Meine Mutter, die jetzt 84 ist, war und ist die bemerkenswerteste Frau, die ich je erlebt habe. In Salt Lake City (Utah), dem rötesten der Red States (republikanische Staaten), hatte sie zwei homosexuelle Kinder und startete ein Aids-Projekt, als die Homophobie noch ganz stark war. Meine Mutter lehrte mich, nie aufzugeben. Zugleich hatte sie eine sehr weiche Seite, war schwer religiös. Ich wurde von einem typischen Produkt dieser Ära erzogen: Stark und schwach – ich bin genau wie sie beides.
Was unterscheidet Sie von der Roseanne in der TV-Serie?
Sie ist netter! Aber beide sind stark. Ich bin in erster Linie Comedian, wir geben nicht nach. Nur Schauspieler weichen zurück, Komiker nie. Da braucht man eine dicke Haut. Ich habe eine sehr dünne, aber sehr viel davon! George Clooney war total unbekannt, als er in Roseanne spielte (als Booker, Jackies Freund). Was sind Ihre Erinnerungen an ihn?
Er war sehr sehr witzig. Oft übertrieben, aber der ultimative Scherzbold. Einmal hat er sich ein Stück Hendl in den Mund geschoben, so getan als ob er daran ersticken würde, er hat gewürgt, und dann plötzlich kam ein Stück Hendlhaut aus seinem Rachen.WirsindvorLachenbeinahe vom Sessel gefallen. Ja, George ist sehr komisch.