Und Mitsprache zulassen“
wortung wieder herzustellen. Ein Beispiel ist das Internet, wo man sieht, ohne eine Regelung kommt man in das Nirwana des Unglaublichen.
Die Linke ist dazu momentan nicht in der Lage. Sie belehrt die Menschen eher und sagt, was sie nicht denken und sagen dürfen und korrigiert vielleicht noch die Beistrich- und Rechtschreibfehler. Man muss den Menschen zusprechen, dass sie als Individuen entscheiden können und neue Lösungen finden müssen. Das entspricht auch Marx. Der Mensch ist sowohl Individuum als auch Teil eines Kollektivs.
Warum ist die Sozialdemokratie in Österreich auf diesem Tiefpunkt angekommen?
Wir sind überall am Tiefpunkt. Im europaweiten Vergleich liegt Österreich relativ gut. Vor ein paar Jahrzehnten hätte manessichnichtvorstellen können, dass man auf 25 bis 28 Prozent stolz ist. Die SPD liegt unter 20, die Niederländer unter zehn Prozent. Der letzte große Ausreißer für uns war der Wahlsieg von Landeshauptmann Kaiser in Kärnten. Das wurde auf europäischer Ebene wahrgenommen, weil Kärnten als das Land bekannt ist, wo Jörg Haider so stark war.
Unsere schwierige Situation hängt mit der Struktur der Partei zusammen, die nicht mehr zeitgemäßist.IchbineinVerfechter, dass man viel mehr Beteiligung anbieten muss. Die Linke hat dort Erfolge erzielt, wo sich die Partei geöffnet hat. Der englischen Labour Party sind 500.000 Menschen neu beigetreten, weil sie das Gefühl haben, sie können unter James Corbyn mitreden. Da kann es natürlich passieren, dass nicht alles durchgeht, was Corbyn sich vorstellt. Je mehr wir geschrumpft sind, umso stärker war die Versuchung, keine Demokratie mehr zuzulassen. Wenn man verliert, muss man Leute mit Posten versorgen, man hat Angst. Der Frust der Menschen mit dem demokratischen SystemistinEuropasehrstark, weil die Menschen das Gefühl haben, dass sie nicht mitreden können.
Das vorrangige Anliegen der Sozialdemokratie sollte die Öffnung sein. Wir brauchen Vorwahlen, sie sollten ein normaler Vorgang sein. Man kann die Bewerber hier gleich in ihren Positionen testen.
Es gibt heute zu wenig Diskussion, am Ende gibt es eine Befehlsausgabe, nach dem Motto, das wollen wir und das machst Du jetzt bitte. Sehr viele sind müde geworden.
Sie plädieren für Öffnung und Mitbestimmung.
Die Mitglieder sollen mitbestimmen und bei den Themen mitreden können.Es hängt auch an der Sprache. Es versteht uns niemand mehr, weil nur mehr in einem sehr kleinen Kreis geredet wird. Man konnte das in der Endphase des Nationalratswahlkampfes gut studieren, wo die SPÖ auf einmal durch die Causa Silberstein tot war. Plötzlich war die Verpackung weg und nur mehr die Substanz da. Plötzlich konnte man mit den Leuten ganz anders reden. Sie haben gesagt, es stimmt eh, wir wollen nicht nur über die Flüchtlinge reden. Das ist eines von mehreren Themen. Ich will über die Hüftoperation reden, auf die mein Vater fünf Monate warten musste. Oder über dieteurenWohnungen,die sich die Menschen nicht mehr leistenkönnen.
„Wir brauchen einen neuen Karl Marx, der die Welt wieder erklärt.“