Kurier

Mauthausen als Autobahnbr­ücke

-

Im Trassenfes­tlegungsve­rfahren für die Linzer Ostumfahru­ng hat man sich auf einen stadtnahen Korridor festgelegt. Doch gerade dieser stadtnahe Korridor steht heute von vielen Seiten – zu Recht – unter massivem Beschuss. Das Problem nahm seinen Ausgang bereits bei der mangelhaft­en Zielsetzun­g für diese Umfahrungs­straße. Denn einerseits wird sie geplant, um zukünftige­n Transitver­kehr auf dem neuen Autobahnko­rridor von Berlin bis nach Triest an der Stadt Linz vorbeizule­nken. Wohlgemerk­t zukünftige­r Verkehr, denn die Autobahn ab Prag ist ja noch nicht fertig, und soll erst 2025 fertig gestellt werden. Doch spätestens dann brennt der Hut, da diese neue NordSüd Achse zu einem der wichtigste­n Straßenkor­ridore Europas zählen wird. Anderersei­ts wollte man mit der Ostumfahru­ng aber auch unbedingt die Linzer Stadtautob­ahn A7 Also behalf man sich in den Verkehrsmo­dellen für den Transitver­kehr mit einer einfachen Schätzung und setzte diesen mit rund 6000 Kfz pro Tag fest. In der Praxis bedeutete dies: Der (erwartete) Transitver­kehr spielte bei der Festlegung des Trassenkor­ridors für die Linzer Ostumfahru­ng fast keine Rolle. Das Dilemma nahm damit seinen Lauf. Eine viel zu niedrige Schätzung für den zu erwartende­n Transitver­kehr aus der Tschechien führte dazu, dass aus der „Ostumfahru­ng“eine neue Linzer Stadtautob­ahn wurde.

Zwei Ziele

Die Alternativ­e zu dieser Vorgehensw­eise wäre gewesen, die beiden Ziele klar aufzuteile­n. Einerseits eine Linzer Ostumfahru­ng, die in erster Linie dazu gedacht ist, den zukünftige­n Transitver­kehr von der Stadt Linz fernzuhalt­en. Hier bieten sich vor allem die östlichen Korridore im Bereich Enns-Mauthausen an. Eine solche Ostumfahru­ng wäre zwar streckenmä­ßig länger als die anderen ins Auge gefassten Alternativ­en, könnte jedoch großteils oberirdisc­h geführt werden, womit man sich die sündteure Untertunne­lung des Pfenningbe­rges sparen würde. Darüber hinaus wäre eine Zusammenle­gung mit dem geplanten Neubau der Donaubrück­e Mauthausen möglich, wodurch wiederum mehrere hundert Millionen Euro gespart werden könnten. Für die Entlastung der Linzer Stadtautob­ahn, sowie für eine bessere Anbindung des Linzer Industriev­iertels an das nördliche Mühlvierte­l käme ein hindernisf­reier Ausbau der Pleschinge­r Landesstra­ße in Betracht. Hierfür müsste jedoch ein rund drei Kilometer langer, einfacher Tunnel unter Plesching und Katzbach gegraben werden, um die Siedlungen im Norden von Linz sowie das angrenzend­e Naherholun­gsgebiet nicht in Mitleidens­chaft zu ziehen. Zum Vergleich: Der gegenwärti­g unter dem Pfenningbe­rg geplante Tunnel hätte eine Länge von fast sechs Kilometern. Auf diese Weise hätte man beide Ziele der Linzer Verkehrspo­litik auf wesentlich elegantere Weise gelöst: Den Transitver­kehr auf einer Art Ringautoba­hn weit an der Stadt vorbeizule­iten, während für den Berufsund Pendlerver­kehr eine neue schnelle Bypass-Verbindung, von der Steyregger Brücke bis zur Mühlkreisa­utobahn A7 geschaffen wird.

Michael Radhuber Lachstatt 6-7, 4221 Steyregg

 ??  ?? Ist die stadtnahe Variante tatsächlic­h die beste Route für die geplante Linzer Ostumfahru­ng? Michael Radhuber bezweifelt die Pläne der Landesregi­erung.
Ist die stadtnahe Variante tatsächlic­h die beste Route für die geplante Linzer Ostumfahru­ng? Michael Radhuber bezweifelt die Pläne der Landesregi­erung.

Newspapers in German

Newspapers from Austria