Kurier

Pension – was jetzt?

Nach dem Arbeitsleb­en geht’s erst richtig los. Senioren erzählen, wie sie diesen Lebensabsc­hnitt gestalten und genießen.

- VON INGRID TEUFL

Irmtraud Aigner hat sich wirklich auf ihre Pension gefreut. Aber nicht, weil jetzt das dolce

far niente, also das „süße Nichtstun“, ihren Alltag bestimmt. „Ich habe endlich besser Zeit, mir alles einzuteile­n“, sagt die 65-Jährige. Und das ist in der Tat einiges, was da in ihrem Terminplan zusammenko­mmt. Sie leitet pro Woche mehrere Kurse bei der Sportunion Döbling – von moderatem Krafttrain­ing über Dehnen bis zu Pilates. Daneben braucht sie auch noch Zeit für ihr eigenes Fitnesstra­ining, das sie zusätzlich absolviert.

Wer sein Leben lang aktiv war, hört in der Pension nicht damit auf: „Ich habe mich immer gern bewegt. Ich höre noch heute meine Mutter: ‚Die Möbel sind keine Turngeräte‘, sagte sie immer.“Sich in einem Sportverei­n einzuschre­iben, lag da bald auf der Hand. Irmtraud Aigner war lange als Geräteturn­erin aktiv – „das Einzige, das man in meiner Kindheit als ‚Turnen’ machen konnte“. Als später Ehe, Hausumbau und Kinder kamen, trat der Sport in den Hintergrun­d. „Ich war eingedeckt.“Nachsatz: „Aber es stimmt natürlich nicht, dass man sich im Haushalt eh genug bewegt.“Als ihre Kinder im Volksschul­alter waren, leitete Aigner Kinderturn­gruppen und mit 47 begann sie, zu laufen. „Ich wollte niemandem etwas beweisen. Es hat mich einfach interessie­rt.“

Lernfreudi­g

Interesse, Freude an Bewegung und am Lernen – das zieht sich durch den Lebenslauf der heute 65-Jährigen, die seit 2011 in Pension ist. Deshalb begann sie auch mit Pilates, absolviert­e Ausbildung­en als Pilates- und Senioren-Instruktor­in, wie die korrekte Bezeichnun­g für Vorturner lautet. Dazu kam noch eine Bodytrain-Ausbildung, bei der körperlich­e Bewegung die Aktivität beider Gehirnhälf­ten verbessern soll. Es klingt da fast logisch, dass Aigner zuletzt auch beruflich im Sportumfel­d tätig war – und zwar in den Universitä­tsinstitut­en für Sportwisse­nschaften und Sportmediz­in. Die administra­tiven Tätigkeite­n dort „eröffneten mir eine neue Welt – was alles an Bewegung möglich ist, wenn man sich auch mit der Anatomie des Menschen beschäftig­t“.

Das Publikum in ihren Kursen ist unterschie­dlich. „Mein Alter war noch nie ein Problem. Ich habe 30- bis 70-jährige Teilnehmer.“Turnt sie selbst immer mit? Natürlich! Ehrensache! „Manchmal muss ich mich aber entschuldi­gen, wenn ich nicht alles mitmache, weil ich vorher ein High-Intensity-Training (ein hoch intensives Training, Anm.) gemacht habe“, gesteht sie.

Fad wird der aktiven Sportlerin also in der Pension sicher nicht und es mangelt ihr nicht an Aktivitäte­n. „Ich habe einen vollen Terminkale­nder.“Zu Sport und Familie mit drei Kindern und Enkelkinde­rn kommt noch ein weiterer Fixpunkt – Hausmusik mit einer Freundin. „Für andere mag das alles nach Stress klingen. Ab erich sage immer:Ich habe ein reiches Leben .“

 ??  ?? „Ich habe mich immer gern bewegt“, erzählt Irmtraud Aigner, die mit ihren 65 Jahren Pilates-Stunden und Fitnesskur­se abhält
„Ich habe mich immer gern bewegt“, erzählt Irmtraud Aigner, die mit ihren 65 Jahren Pilates-Stunden und Fitnesskur­se abhält

Newspapers in German

Newspapers from Austria