Hält, was er nicht versprochen hat

Zeitpunkt. Es ist nie die richtige Zeit, sich einen Hund zu nehmen, aber immer gut, einen zu haben

Unlängst fragte eine Freundin: „Wann ist deiner Meinung nach der richtige Zeitpunkt, um sich einen Hund zu nehmen?“Ich gab ihr folgende Antwort: „Wenn du auf den richtigen Zeitpunkt wartest, wirst du nie einen Hund haben.

Erst ist man jung, will reisen und ausgehen, da weiß man dann nicht, wohin mit dem Hund. Später hat man Kinder und / oder Karriere, die so viel Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen, dass der Hund zu kurz käme. Irgendwann wird man alt und sehnt sich nach Gesellschaft, weiß aber nicht, ob die Fitness noch reicht für einen Hund, und man macht sich Sorgen, was aus dem Tier werden soll, falls es einen überlebt.

Eines Tages ist man tot und hat nie erfahren, was nur Hundemenschen wissen: Es ist nie der richtige Zeitpunkt, sich einen Hund zu nehmen, aber es ist immer der richtige Zeitpunkt, einen Hund zu haben.

Denn wann immer man sich über etwas freut, freut sich jemand von Herzen mit.

Wenn das Leben dunkelgrau und bitter wird, hat man jemanden an seiner Seite, an den man sich anlehnen kann.

Wird einem das Herz so schwer, dass man meint, nie mehr aufstehen zu können, schafft man es , weil ja der Hund raus muss.

Und sucht man einen Freund fürs Leben, der nicht nur leere Versprechungen macht, sondern hält, was er gar nicht versprochen hat, ist ein Hund die erste Wahl.

Denn es kommt zwar häufig vor, dass ein Mensch seinen Hund weggeben will, weil der Zeitpunkt für ihn nicht mehr passt. Es kommt aber nie vor, dass ein Hund seinen Menschen, der gut zu ihm ist, weggeben will, weil er findet, dass er ohne ihn besser dran wäre.

Außerdem hat man stets ein lebendiges Vorbild an Unverzagtheit und Daseinsfreude. Wenn ein Hund eine Verletzung oder Behinderung hat oder sein Leben eine ungeplante Wendung nimmt, findet er sich, so gut er kann, damit ab und macht eindrucksvoll das Beste daraus.

Vielleicht gibt es tatsächlich keinen richtigen Zeitpunkt. Aber es ist nie falsch, einen Hund an seiner Seite zu haben.“

...

Daria seufzte. Ich hatte nicht bemerkt, dass sie mich während der gesamten Rede von der Seite beobachtet hat. Meine Freundin seufzte auch. Und lehnte sich an Daria.

birgit.braunrath@kurier.at BeagleDaria