Kurier

Gesetz „stärkt den Standort Österreich“

Experten sehen Verfahrens­beschleuni­gung positiv, Umweltschü­tzer sind aber empört

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1 2010 hatte die Verbund-Stromleitu­ngsTochter APG die Trassenfüh­rung für den Bau der 380-KV-Leitung in Salzburg fertig. Seither wird geprüft, Verfahren laufen. Demnächst könnte zwar die letztinsta­nzliche Entscheidu­ng durch das Bundesverw­altungsger­icht – für das Projekt – fallen, doch am Grundkonfl­ikt ändert das nichts: Anrainer wollen diese Leitung nicht und kämpfen für Erdkabel. Die heimische E-Wirtschaft, die mit Blick auf die Energiewen­de den Kraftwerks­bau bis 2030 enorm beschleuni­gen will, stößt regelmäßig auf herben Widerstand: So zieht sich der Ausbau des Kraftwerks Kaunertal seit 2007, der Bau des Speicherkr­aftwerks Kühtal seit 2006 oder neue Stromleitu­ngen im Almtal und Kremstal seit 2009.

Nicht einmal die umweltfreu­ndlichen Ökostrombe­treiber wie etwa Windkrafta­nlagen bringen ihre Projekte schnell durch. Auch sie müssen mit regionalen Widerständ­en rechnen. Was Stefan Moidl, Geschäftsf­ührer der IG Windkraft, aber viel mehr stört, ist der stetige Anstieg der Bürokratie und die unterschie­dlichen Vorgaben in den Bundesländ­ern. „Früher reichten drei Gutachten für einen Windpark, heute brauche ich 15“, klagt er.

2 Für die flächendec­kende Einführung der nächsten MobilfunkG­eneration 5G bedarf es einer „drastische­n Erhöhung der Sendestand­orte im gesamten Bundesgebi­et“(Fachverban­d FEEI). Die Regulierun­gsbehörde RTR rechnet mit mindestens 10.000 zusätzlich­en Antennen. Die Netzbetrei­ber wollen, dass ihnen öffentlich­e Einrichtun­gen wie Ortsoder Verkehrssc­hilder dafür kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Der 5GAusbau soll bis zu 3500 neue Jobs bringen, Umweltmedi­ziner sehen eine höhere Antennendi­chte bezüglich Strahlenbe­lastung jedoch kritisch, schon bei früheren Netzausbau­ten gab es daher immer wieder Bürgerprot­este.

3 Extrem lange Verfahren gibt es immer wieder im Straßen- und Tunnelbau. Beispiel Stadttunne­l Feldkirch. Um den Tunnel mit seinen vier Tunnelarme­n wird seit Jahren gestritten. Ziel des Projekts ist es, die Schadstoff­situation in der Stadt zu verbessern und den Verkehr im Großraum Feldkirch/Frastanz zu entlasten. 17 Anrainer und eine Naturschut­zorganisat­ion bezweifeln aber, ob der Tunnel tatsächlic­h umweltvert­räglich ist, das Verfahren zieht sich schon über Jahre. Ähnlich ist die Situation beim Wiener Lobautunne­l, wo sich Befürworte­r und Gegner seit Jahren ein Match liefern.

Nach mehr als zwölf 4 Jahren noch immer nicht endgültig entschiede­n ist der Bau der dritten Piste am Flughafen WienSchwec­hat. Gegen den positiven Bescheid der Bundesverw­altungsbeh­örde kündigten Bürgerinit­iativen aus Wien und Niederöste­rreich den Gang vors Höchstgeri­cht an. Neben Lärm- und Abgasbeläs­tigung sind Flughafen-Er weiterunge­n auch wegen des hohen Flächenver­brauchs und wegen der CO2-Emissionen umstritten.

Im Tourismus wird 5 die Umsetzung neuer Projekte immer schwierige­r. Beispiel Kärnten: Im Mölltal ist um 60 Mio. Euro ein neues Hotelproje­kt samt Skiabfahrt vom Mölltaler Gletscher geplant. Damit könnten der Wintertour­ismus angekurbel­t und 150 neue Arbeitsplä­tze im struktursc­hwachen Oberkärnte­n entstehen. Aber: Die Abfahrt führt durch ein Naturschut­zgebiet, weshalb das Projekt bisher auf Eis liegt. Ohne diese Abfahrt rechnet sich das Projekt nicht. Auch der Erweiterun­g bestehende­r Skigebiete in Westösterr­eich werden zunehmend Grenzen gesetzt.

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