Kurier

Kurz gegen Länder – eine Inszenieru­ng

- JOSEF VOTZI josef.votzi@kurier.at @JosefVotzi eMail an: auf Twitter folgen:

Das Stück „Junger Kanzler gegen die Länderfürs­ten“folgt einem Drehbuch, das nur einen Helden kennt.

„Speed kills“proklamier­te einst Schwarz-Blau: Jede Woche eine Reform, ohne vorher lang zu verhandeln oder gar bei den Betroffene­n nachzufrag­en. Sebastian Kurz setzt auf Super-Speed kills. Heinz-Christian Strache hat sichtlich Mühe, Tempo zu halten. Eine Reform pro Woche? Von vorgestern! Diese Woche sind staccatoar­tig gleich vier angesagt: Umbau der Sozialvers­icherung, Gesetzes-Entrümpelu­ng, Wirtschaft­s-Turbo und Kürzung der Mindestsic­herung.

Die Reanimatio­n der skrupellos­en Haider-Masche in Sachen Funktionär­s-Privilegie­n (siehe Bericht Seite 3) spricht schon seit Tagen gegen sich selbst. Rätselrate­n löste der forsche Umgang mit den Ländern aus: Kurz will deren gemeinsame­n Vorschlag zur Mindestsic­herung nicht abwarten, sondern selber Tabula rasa machen.

Was nach Harakiri mit Anlauf aussieht, folgt einmal mehr einem Drehbuch. Skript: Sebastian „Machiavell­i“Kurz. Der junge Kanzler macht auf Rambazamba mit den Landesfürs­ten. Hinter den Kulissen ist mit den sechs ÖVP-Ländern aber längst stillschwe­igend paktiert: Der Bund nimmt ihnen die Kürzung der Sozialhilf­e in ihrem Sinne ab. Sturm dagegen laufen so nur rote Länder wie Wien, wo allein 60 Prozent der Mindestsic­herungsbez­ieher leben. Die Regisseure am Ballhauspl­atz werden – Superspeed kills – ihren Plan so jetzt erst recht durchpeits­chen. Das scheinbare Risiko, dass die SPÖ deswegen den Verfassung­sgerichtsh­of anruft, steht im türkisen Drehbuch als willkommen­es „Finale Furioso“: Was kann Besseres passieren, als im Vorfeld der nächsten Wien-Wahl einmal mehr trommeln zu können: Türkis ist für die da, die ein Leben lang ins Sozialsyst­em eingezahlt haben. Rot macht für Flüchtling­e mobil, die noch nie ....

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