Kurier

Österreich bei Hilfe für Syrien zurückhalt­end

Geberkonfe­renz. Während andere EU-Staaten großzügige Hilfe anbieten, bleibt Wien sparsam

- – KONRAD KRAMAR

Es geht um Milliarden an Hilfsgelde­rn. Milliarden, die – angesichts der Situation in Syrien und den Nachbarlän­dern – mehr als dringend gebraucht werden. Rund sechs Milliarden Euro wollten EU und UNO am Mittwoch bei der Geberkonfe­renz in Brüssel auftreiben. Mehr als 3,6 Milliarden aber dürften es nicht werden, so das erste Resumee der UNO. 85 Staaten und Organisati­onen waren erschienen. Manche waren demonstrat­iv großzügig, andere – wie etwa Österreich – eher zurückhalt­end.

Dabei ist finanziell­e Zurückhalt­ung in dieser Krise gar nicht gefragt. Schließlic­h geht es, wie Vertreter bei der Konferenz erläutern, nicht um langfristi­ge Wiederaufb­auhilfe für das vom Krieg zerstörte Land, sondern schlicht um akut benötigte Hilfe zum Überleben für mehr als zehn Millionen Menschen. So viele sind durch den Krieg aus ihren Wohnorten und Dörfern vertrieben worden. Die allermeist­en von ihnen sind entweder in Syrien selbst oder in den Nachbarlän­dern Libanon, Jordanien und der Türkei geblieben.

Vorbild Deutschlan­d

Während die Türkei durch das Abkommen mit der EU bei der Betreuung ihrer Flüchtling­e unterstütz­t wird, kamen die lautesten Hilferufe bei dieser Konferenz aus Jordanien und dem Libanon, wo man sich mit dem Flüchtling­sproblem zunehmend alleingela­ssen fühlt.

Mit einer demonstrat­iv großzügige­n Hilfszusag­e versuchte Deutschlan­d zum Auftakt der Konferenz die Richtung vorzugeben. Eine Milliarde zusätzlich wird Berlin für Flüchtling­e in Syrien und den Nachbarlän­dern zur Verfügung stellen. Großbritan­nien wollte da nicht zurücksteh­en und sagte 500 Millionen Euro zu. Auch Länder wie Schweden oder Belgien haben Spendenzus­agen aufgestock­t.

Auffallend bescheiden im Gegensatz die von Österreich zugesagte Hilfe. In Abwesenhei­t der erkrankten Außenminis­terin Karin Kneissl hatte die österreich­ische Delegation bei der Konferenz gerade einmal vier Millionen für Hilfe in Syrien anzubieten. Dazu kommen die Gelder, die im Rahmen des EU-Vertrags mit der Türkei für die dortigen Flüchtling­e aufgebrach­t werden: rund zwölf Millionen. All das – auch im Verhältnis – weit entfernt von der Hilfsberei­tschaft anderer EU-Staaten.

Noch vor Kurzem allerdings hatte sich Sebastian Kurz, damals Außenminis­ter, für einen Ausbau der Hilfe vor Ort ausgesproc­hen, auch um die Bewegung der Flüchtling­e nach Europa so einzudämme­n. „Hilfe vor Ort ist entscheide­nd, um den Menschen vor Ort zu helfen und den Migrations­druck nach Europa zu lindern“, erläuterte Kurz seine Strategie.

Zumindest in den Grundsätze­n deckt sich das mit den Anliegen der Hilfsorgan­isationen. So meinte etwa der Chef des UN-Welternähr­ungsprogra­mms: „Es kostet uns 50 Cent, einen Syrer in Syrien oder in der Region zu ernähren. Wenn dieser Syrer nach Deutschlan­d flüchtet und dort untergebra­cht und versorgt werden muss, kostet das rund 50 Euro pro Tag“.

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Aufräumen im zerstörten Aleppo: Wiederaufb­au in weiter Ferne

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