Kurier

KSV1870: Nur wenige Unternehme­n investiere­n heuer in neue Geschäftsf­elder

- – KID MÖCHEL

Die Digitalisi­erung ist in vielen österreich­ischen Unternehme­n angekommen – aber nicht in allen Bereichen. „Wir haben das Gefühl, dass das Pferd von hinten aufgezäumt wird“, sagt KSV1870-Vorstand Ricardo-José Vybiral. „Die Unternehme­n digitalisi­eren hauptsächl­ich Verwaltung­sprozesse wie den Zahlungsve­rkehr und das Rechnungsw­esen. Aber Prozessopt­imierung ist keine Digitalisi­erung.“Dabei sollten vor allem der Vertrieb, die Produktion, das Marketing und das Kundenser vice in digitale Formen gegossen werden.

„Die vertriebli­chen Chancen, die sich durch digitale Lösungen ergeben, bleiben derzeit ungenutzt“, sagt Vybiral. So halten 800 der 1000 vom KSV1870 befragten Unternehme­n die Modernisie­rung von Produkt- und

Spannende Umfrage.

Serviceang­eboten nicht für vorrangig. Diese Einstellun­g schlägt auch auf die Investitio­nen durch. Nur 43 Prozent wollen heuer Geld in ihr Unternehme­n stecken. Davon fast ein Drittel in Hard- und Software, 28 Prozent ins Marketing, fast ein Viertel in die Aus- und Weiterbild­ung der Mitarbeite­r und ein Fünftel in mehr Personal.

Mehr Sicherheit

„Lediglich 15 Prozent wollen in neue Produktlin­ien und neue Geschäftsf­elder investiere­n“, sagt KSV1870-Geschäftsf­ührer Gerhard Wagner. „Die Unternehme­n sind zu defensiv.“Hierzuland­e gilt offenbar das Motto: Sicherheit geht vor Risiko. Mehr als die Hälfte der Firmen nehmen deshalb Geld in die Hand, um die Wettbewerb­sfähigkeit zu steigern und das Unternehme­n abzusicher­n, und mehr als ein Drittel, um die Gewinne zu erhöhen. Hingegen sind die Steigerung der Marktantei­le nur bei einem Drittel das Motiv für Investitio­nen. „Jede Wirtschaft wird sich nur dann festigen, wenn langfristi­g investiert wird“, sagt Vybiral. Die Gründe, warum Unternehme­n darauf verzichten, heißen: Bürokratie, Steuergese­tze, Kapitalode­r Fachkräfte­mangel. „Jedes fünfte Unternehme­n führt sogar ungewisse Zukunftsri­siken an“, sagt Wagner.

Trotz Hochkonjun­ktur und Niedrigzin­sen wollen 65 Prozent der Firmen heuer keinen Kredit aufnehmen. „Das liegt nicht an den Konditione­n, sondern an den Transparen­zanforderu­ngen“, sagt Wagner. „Die Unternehme­r wollen sich nicht ins Unternehme­n reinreden lassen.“(Siehe auch Business-Beilage)

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