Konsequenzen nach Zug-Unfällen
Beurlaubungen. Sieben Mal mussten sich die ÖBB in den vergangenen Monaten nach Zugunfällen mit harter Kritik auseinander setzen. Erst am Freitag der Vorwoche kam es am Salzburger Hauptbahnhof zu einem Crash zweier Garnituren, bei dem 54 Menschen verletzt wurden. Am selben Tag rollte ein Güterzug in Oberösterreich über 30 Kilometer führerlos über die Schienen. Damit scheint das Fass nun übergelaufen zu sein, denn Vorstandsvorsitzender Andreas Matthä kündigte am Mittwoch umfangreiche Konsequenzen an: „Nach solchen Ereignissen kann man nicht zur Tagesordnung übergehen. Die beiden Unfälle von letzter Woche haben uns veranlasst, sofort zu handeln. Konkret starten wir ein konzernweites Programm. Ziel der Offensive ist, dass wir unsere hohen Sicherheitsstandards nochmals auf Herz und Nieren prüfen und alle Vorfälle schonungslos aufgeklärt werden.“
Sonderbeauftragter
So wird ab Mai ein Sonderbeauftragter für Sicherheit eingesetzt. Außerdem soll ein Pilotversuch mit „Voice Recording“gestartet werden. Dabei orientieren sich die Bundesbahnen an der Luftfahrt, wo die Aufzeichnung der Gespräche im Cockpit schon lange zur Sicherheitsroutine gehört. Ab kommendem Sommer sollen rund 70 Züge mit Geräten zur Sprachaufzeichnung ausgestattet werden.
Weil viele Unfälle laut ÖBB auf Schlamperei zurückzuführen waren, werden nun personelle Konsequenzen gezogen. Neben direkt betroffenen Mitarbeitern werden auch verantwortliche Führungskräfte bei ÖBB-Infra und ÖBB-Produktion von ihren Funktionen beurlaubt, um Nachschulungen zu absolvieren. Noch heuer sollen zudem alle Führungskräfte in den verschiedenen Regionen wieder mit voller fachlicher und vor allem disziplinärer Führungskompetenz ausgestattet werden. Sämtliche Abläufe während einer Zugfahrt werden dann auch mit Codes versehen und von den Zugführern eingeübt. So sollen komplexe Prozesse vereinfacht werden – auch diese Technik stammt aus der Luftfahrt.