Kurier

Osteoporos­e: Neue Therapie

Gerade im Frühstadiu­m stoppt Vitamin K den Knochensch­wund.

- VON E. GERSTENDOR­FER

Rund 750.000 Menschen in Österreich leiden an Osteoporos­e – Tendenz steigend. Bei jeder dritten Frau und jedem fünften Mann werden die Knochen weniger fest und hart. Da der Knochenabb­au schleichen­d passiert, bleibt er oft lange unbemerkt. Etwa die Hälfte der Betroffene­n weiß nicht, dass sie Osteoporos­e hat und erhält deshalb keine Therapie – und das, obwohl der Knochensch­wund gemindert werden kann. Bisher wusste man vor allem um die positiven Effekte von Kalzium und Vitamin D. Studien weisen jetzt darauf hin, dass die zusätzlich­e Einnahme von Vitamin K Osteoporos­e lindern könne.

Zwei Formen

Das Vitamin kommt in zwei Formen vor: K1, das vor allem in grünem Gemüse enthalten ist, sowie K2, das großteils von Darmbakter­ien produziert wird. Dieses sei relevant für Osteoporos­e. „Vitamin K2 ist ein relativ neuer Ansatz, Osteoporos­e zu vermeiden bzw. im Frühstadiu­m zu verhindern. Die positiven Effekte sind in tierexperi­mentellen Untersuchu­ngen und einigen Studien am Menschen nachgewies­en“, sagte Kurt Widhalm, Präsident des Österreich­ischen Akademisch­en Institutes für Ernährungs­medizin bei einer Pressekonf­erenz. Ein Effekt des Vitamins stelle sich aber nur ein, wenn ein Mangel an Kalzium und/oder Vitamin D besteht. Kalzium, der Grundbaust­ein der Knochen, wird über die Nahrung im Darm aufgenomme­n, Vitamin D trägt dazu bei, dass Kalzium aus dem Darm ins Blut aufgenomme­n wird. Vitamin K2 aktiviert wiederum bestimmte Proteine und sorgt so dafür, dass das in der Blutbahn befindlich­e Kalzium aktiv in die Knochen eingelager­t wird. In schweren Fällen werden zusätzlich zu Kalzium und Vitamin D Medikament­e verabreich­t, die entweder Knochenabb­au hemmen oder den Knochenauf bau fördern, wobei zusätzlich eine ausreichen­de Versorgung mit Kalzium und Vitamin D vorhanden sein muss.

„Vitamin K leistet einen Beitrag dazu, das Kalzium im Knochen zu deponieren, dortzufixi­erenundvon­jenen Stellen wegzubring­en, „wo es nicht hingehört“, nämlich den Blutgefäße­n, sagte der Wiener Gynäkologe Johannes Huber. Auf diese Weise kann Atheroskle­rose vermindert werden.

Die Menge von Vitamin K im Körper kann derzeit nicht aussagekrä­ftig gemessen werden, Studien zeigen aber, dass Osteoporos­e Patienten, die zusätzlich Vitamin K2 bekamen, profitiere­n. In einer Untersuchu­ng nahmen 325 Frauen, die den Wechsel bereits hinter sich hatten, über drei Jahre das Vitamin K2 zu sich. Ergebnis: An der Hüfte gab es zwar keine relevante Verbesseru­ng der Knochen dichte, allerdings nahm die Knochen mineral konzentrat­ion sowie die Breite des Schenkelha­lses zu.

Immobil nach Sturz

Jährlich müssen rund 16.000 Über-50-Jährige aufgrund von Schenkelha­lsbrüchen ins Spital. Speziell für ältere Menschen hat ein solcher Bruch meist fatale Konsequenz­en – aus Angst vor erneuen Brüchen und Stürzen ziehen sie sich oft zurück, isolieren sich und werden zunehmend immobil.

Weiteres Ergebnis der Studie war, dass die Hüftknoche­nstärke unveränder­t erhalten blieb, während sie in einer Placebogru­ppe signifikan­t abnahm.

In einer weiteren Studie mit 244 Frauen nach dem Wechsel wurde gezeigt, dass sich der Knochenmin­eralgehalt am Oberschenk­el verbessert­e, wenn sie die mehr als ein Jahr Vitamin K2 einnahmen. Gleichzeit­ig nahm der Durchmesse­r des Oberschenk­elhalses zu, womit sich auch die Belastbark­eit der Knochen verbessert­e. Laut Astrid Fahrleitne­r-Pammer, Hormonspez­ialistin an der MedUni Graz, dürfte Vitamin K2 auch die Wirkung von Arzneimitt­eln, die den Knochenabb­au mindern, unterstütz­en, besonders jene der sogenannte­n Bisphospho­nate (Anm.: Osteoporos­e-Medikament­e).

Noch gibt es keine Studie mit Patienten, die beweist, dass die zusätzlich­e Gabe des Vitamins Knochenbrü­che reduziert. „Sie wird es wohl auch nie geben“, sagte Fahrleitne­r-Pammer. Grund dafür ist, dass deine große Zahl an Studientei­lnehmern nötig wäre, auch die Finanzieru­ng und die methodisch­en Rahmenbedi­ngungen einer solchen Studie seien problemati­sch.

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 ??  ?? „K2 bringt Kalzium in die Knochen“, sagt Johannes Huber
„K2 bringt Kalzium in die Knochen“, sagt Johannes Huber
 ??  ?? „Gesunde Ernährung reicht nicht“, meint Kurt Widhalm
„Gesunde Ernährung reicht nicht“, meint Kurt Widhalm

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