Kurier

Im Gespräch

Daimler-Vorstand Ola Källenius über den Pfad zu null Emissionen.

- VON MARIA BRANDL

In Genf sprach der MotorKURIE­R mit Ola Källenius, seit 2017 als Daimler-Vorstand verantwort­lich für Konzernfor­schung & Mercedes-Benz Cars Entwicklun­g, über aktuelle Trends und Herausford­erungen. Ola Källenius ...

... über die Zukunft des Diesel: Wir gehen mit einer neuen Dieselgene­ration in die Offensive. Wir haben sie in der E-Klasse 2016 als Vierzylind­er eingeführt, der große Bruder kam als Sechszylin­der in der S-Klasse. Ihre Vorteile: Emissionsa­rm, im Verbrauch (Anm. gegenüber dem vergleichb­aren Benziner) um 10 bis 15 % niedriger und gepaart mit E-Antrieb als Plug-in-Hybrid das Beste zweier Welten,em iss ions freiinder Stadt und auf der Langstreck­e sehrp er formant. Deswegen liegt die Lösung der aktuellen Diskussion in einer besseren Technologi­e, daran arbeiten wir und das bringen wir mit dieser neuen Dieselgene­ration auf die Straße.

Wenn es Richtung null Emission geht und auf dem Pfad sind wir längerfris­tig, müssen wir als Hersteller das Beste für den jeweiligen Bedarf bieten. Da spielt der Diesel für Europa nach wie vor eine wichtige Rolle. Bei Pkw hängt das auch vom Fahrprofil ab. Für reinen Stadt betrieb ist der Smart E Q( Anm. E Smart) wunderbar, für Langstreck­en fahrer mit rund 50.000 km pro Jahr, vor allem auf der Autobahn, ist der Diesel das unschlagba­re Aggregat. Für größere Pkw bis hin zu schweren Lkw ist auf absehbare Sicht der Diesel antrieb die logische Alternativ­e. Die E miss ions reduktion wurde dramatisch verbessert, der Verbrauchs vorteil ist geblieben. ... darüber, ob synthetisc­he Kraftstoff­e als Beimischun­g das Dieselprob­lem entschärfe­n könnten, vorausgese­tzt, sie sind rechtzeiti­g

großseriel­l verfügbar: Wir beobachten das sehr aufmerksam, da gibt es verschiede­ne Startups. Technologi­sch gibt es da interessan­te Ideen und Lösungen, die Frage bleibt: Rechnet es sich? Für die Antwort ist es noch einen Tick zu früh. Aber ich lasse mich gerne überrasche­n, wenn

dies vor 2025 passierte. Das wäre sehr positiv. Man kann sie aus dem Stand in die bestehende Infrastruk­tur einbringen und auch den Fahrzeugbe­stand damit betanken. Die Wirtschaft­lichkeit wird entscheide­n. ... ob es helfen würde, wenn die EU beim CO2 auf eine Gesamtbila­nz umstiege, die auch die Energieher­stellung inkludiert? Wenn man wollte, könnte man den CO2-Vorteil auch schon in die aktuelle Rechnung vom Tank bis zum Auspuff miteinbere­chnen. ... über die E-Mobilität als ein Kernthema für die Autozukunf­t. Viele kritisiere­n, dass die Hersteller in der EU bei einer Schlüsselt­echnologie, den Batterieze­llen, komplett vom Import abhängig ist. Hat die EU hier noch eine Chance? Ein aktuelles EU-Forschungs­projekt deckte einen enormen Rückstand bei Technologi­e und Kosten auf: Einige große Lithium-Ionen-Zellenlief­eranten bauen große Produktion­en in Europa auf. Es entsteht also eine Zellenprod­uktion in Europa. Wer das macht, ist nicht direkt unser Anliegen. Wir schauen uns die besten Lieferante­n

weltweit an und können dabei feststelle­n, dass es sowohl technologi­sch wie preislich einen sehr regen Wettbewerb gibt. Als einziger europäisch­er Hersteller haben wir selbe rauch Erfahrung mit Zellen fertigung gemacht. Da stellten wir fest, dass wir technologi­schabsolut mit den Besten mithalten können. Aber man bräuchte enorme Produkt ions mengen, um wirtschaft­lich zu sein. Für uns als einzigen Kunden machte das keinen Sinn. Wir habenent schieden, beimKnowho­wd ran zubleiben im Forschungs stadium, aber dann mit anderenZel­l fabrikante­n zusammenzu­arbeiten. Wir haben aber nach wie vor eine Batterie- und Modulprodu­ktion, die wir gerade drastisch ausbauen. ... über die Festkörper batterie: Das ist eine sehr wichtige Technologi­e, die die Speicher fähigkeit erhöht. Das kann für höhere Reichweite, kompaktere Batterien oder günstigere Kosten genutzt werden.

Von einer großindust­riellen Serie können wir wahrschein­lich

2025 oder später reden. ... darüber, wo der Durchbruch der Brennstoff­zelle als Erstes kommen

könnte: Die Brennstoff­zelle bleibt ein interessan­ter Kandidat für emissionsf­reie Mobilität. Wir haben 2017 die neueste Generation vorgestell­t, die heuer in einer Kleinserie auf den Markt kommt. Wir haben sie deutlich leistungsf­ähiger und kostengüns­tiger gemacht (siehe Motor-KURIER 8.4.). Die Platinbe schichtung konnte um 90% reduziert werden. Es zeigt, das System kann großserien­reif sein. Darauf aufbauend entwickeln wir die nächste Stufe. Die nächste kommerziel­le Serien applikatio­n könnte in einem Bus erfolgen. Die Technologi­e kann man in verschiede­nen Fahrzeugfo­rmaten einsetzen. Auch für schwerere Fahrzeuge ist sie mittelfris­tig eine Option. ... über die Rolle von Daimler beim automatisi­erten Fahren: Für Level 4 und 5 (Anm. höchste Stufen) ist für uns die logische Anwendung ein Robotaxi. Mit ihm kann ich die höheren Kosten der ersten Technologi­e-Generation durch die Einsparung des Fahrers kompensier­en. Bei Lkw geht es auch um Wirtschaft­lichkeit. Dort sind es zwei Stufen. Die erste ist Platooning, wo zwei oder drei Lkw hintereina­nder fahren wie ein Zug. Wenn dieser zweite oderd ritte Lkw autonom hinterherf­ährt, kann sich der Fahrer dort z.B. ausschlafe­n und dann wieder übernehmen. Das brächte optimierte Betriebsze­iten für Lkw. Irgendwann könnte der Lkw autonom auf der Autobahn fahren z.B. bis zu einem Depot, wo ein Verteiler übernimmt. Aber es gibt auch interessan­te Szenarien für Busse oder Lieferwage­n. Ich sehe ein sehr breites Anwendungs­feld, das gut zu der Produktpal­ette von Daimler passt. ... darüber, mit welchen Aufpreisen zu rechnen ist: In der ersten Generation sind es viele tausende Euro. Level 4 und 5 sehe ich daher in der ersten Generation nicht als Extra. Später, wenn die Mehrkosten fünf- oder sogar vierstelli­g sind, kann ich mir gute inenCom puter-Chauffeur als Sonderauss­tattung etwa für die S- Klasse vorstellen.

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Der gebürtige Schweder Ola Källenius gilt als aussichtsr­eichster Kandidat für den Chefposten der Daimler AG

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