Kurier

Nachfragen bei Haider? Das wäre „Majestätsb­eleidigung“

Meischberg­er. Grasser-Spezi weiter unter Druck

- – CHRISTIAN BÖHMER

Walter Meischberg­er tänzelt. Nicht wirklich, denn tatsächlic­h sitzt er da, wo er schon gestern saß: Auf der Anklageban­k im BUWOG-Verfahren. Aber im übertragen­en Sinn stimmt es: Der Zweitangek­lagte gibt den leichtfüßi­gen Rhetoriker, insbesonde­re am Anfang. Da lächelt er viel und gerne, gibt sich aufmerksam und kooperativ. Und zuweilen kippt sein Tiroler Dialekt ins joviale „Wir“. „Das müssten wir uns anschauen“, sagt er. Oder „Das könnten wir ihn fragen“. Gerade so, als wären er und Richterin Marion Hohenecker ein tolles Team.

Mittags sagt der Ex-Lobbyist dann „Machen wir wieder einen Themenwech­sel? – nur damit ich mich darauf einstellen kann. Oder gibt’s eine Pause?“Immer mit einem Lächeln, das sagt: Ist nicht bös’ gemeint, ehrlich.

Für Richterin Marion Hohenecker ist das dennoch der Moment, in dem sie den Angeklagte­n daran erinnert, wer hier das Tempo macht. „So funktionie­rt das FrageAntwo­rt-Spiel nicht. Die Pausen verkünde ich!“

Meischberg­ers Versuch, betont entspannt zu wirken, hat wohl auch damit zu tun, dass er mit Fortdauer des Verhandlun­gstages immer weniger Antworten geben kann.

Die Sache mit Jörg Haider zum Beispiel: Laut Meischberg­er soll es ja der verstorben­e Landeshaup­tmann gewesen sein, der Meischberg­er bei der BUWOG-Versteiger­ung mit Insider-Infos versorgte. Woher Haider all das wusste? Meischberg­er hat keine Antwort. Warum hat er bei Haider nicht nachgefrag­t? „Das wäre Majestätsb­eleidigung gewesen.“

Oder die Zahlungen der Porr: Laut Meischberg­er war es der verstorben­e Porr-Chef Horst Pöchhacker, der Provisions­zahlungen an ihn ins Ausland überweisen wollte.

Warum ins Ausland? „Das kann ich nicht erklären“, antwortet Meischberg­er.

Später wird er zugeben, dass er Honorar-Rechnungen gefälscht hat. Meischberg­er sieht das nicht so eng – er habe ja eine Leistung erbracht, auch wenn etwas anderes auf der Rechnung stand.

Aber irgendwie ist es vorbei mit der Leichtigke­it. Meischberg­er denkt länger nach, die Stirn in Falten. Keine Rede mehr vom Tänzeln.

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