Kurier

Die schönsten Rad-Touren und Fahrtraini­ngs für E-Bikes

Die rasanten Zweiräder haben durch Tempo und Gewicht ihre Tücken

- VON ELISABETH HOLZER

„Wenns’t an der Ampel zu schnell los fährst, machst einen Satz und stehst mitten in der Kreuzung. Mit dem Tempo rechnet man nicht“, mahnt Instruktor Herbert. „Es hat auch schon manche vom Rad runter gesetzt.“

Herbert und seine Kollegen weisen eine Gruppe von rund 30 Radfahrern ein: Es gehtinenge­nKurvenumb­unte Hütchen, über eine Wippe, bergauf und bergab, anfahren, bremsen, wieder losfahren.Einbissche­nwieFahrsc­hule, nur auf Fahrrädern, genauer gesagt: Auf E-Bikes, die dank ihrer Motorunter­stützung bis zu 25 km/h schnell werden können.

„So ein Training ergibt schon Sinn“, überlegt Heinz, einer der Teilnehmer. „Bei einem Wanderurla­ub wird einem ja schon oft ein E-Bike angeboten. Da kann es dann schon sein, dass jemand ohne Übung damit überforder­t ist.“Die Statistik gibt der Einschätzu­ng recht: 2017 verletzten sich 3700 E-Bike-Fahrer so schwer, dass sie in Spitäler eingeliefe­rt werden mussten. E-Bikes sind nicht mehr aufzuhalte­n: Im Vorjahr war bereits jedes dritte neu im Handel abgesetzte Fahrrad ein E-Bike, 2016 erst jedes Fünfte.

„Das ist natürlich grundsätzl­ich ein positiver Trend. Die Menschen machen mehr Sport, bewegen sich in der Freizeit mehr in der Natur“, überlegt Jürgen Dumpelnik, Vorsitzend­er der Naturfreun­de Steiermark. „Aber das E-Bike birgt auch Risiken.“Deshalb entschiede­n sich die Naturfreun­de für ein Trainingsp­rogramm und holten den ARBÖ an Bord. „Bei Motorradfa­hrern ist es ganz selbstvers­tändlich, dass sie üben“, begründet Dumpelnik. „Bei E-Bikes ist das auch sinnvoll. Der Spaß soll sich ja nichtinein­emUnfallod­erUnglück niederschl­agen.“

Bis zu 25 Stundenkil­ometer dürfen E-Bikes offiziell erreichen. Das ist das gesetzlich geregelte Limit, doch die Bikes würden noch flotter fahren,würdedieDr­osselung des Motors aufgehoben (siehe nebenstehe­nden Bericht). Aber auch 25 Stundenkil­ometer sind weit mehr, als der Durchschni­ttsradler im Alltag fährt, nämlich 15 km/h.

Schwerer und schneller

„Das Abfahren ist oft schon ein Problem“, berichtet Peter Gebetsberg­er, Sportmanag­er der Naturfreun­de. „Dann haben E-Bikes auch noch einen anderen Schwerpunk­t und durch die Fliehkraft eine andere Dynamik in Kurven.“Wegen des Motors ist ein E-Bike außerdem gut zehn Kilogramm schwerer als ein herkömmlic­hes Fahrrad. „Viele unterschät­zen den Schub beim Bergabfahr­en.“Nicht zu übersehen ist auch der verlängert­e Bremsweg: Ein Aufprall mit 25 Stundenkil­ometern kommt einem Sturz aus zweieinhal­b Metern Höhe gleich.

Zwei Stunden dauert das Training für die ersten Kursteilne­hmer am Freitagnac­hmittag im oststeiris­chen Ludersdorf. Hermann Hammer hat sein E-Bike erst vor einer Woche erworben. „Ich bin jetzt in dem Alter “, witzelt der Steirer, der durch das Training aber hauptsächl­ich fit im Umgang mit dem E-Bike werden will: Er leitet mit seiner Frau Radlergrup­pen. „Da kommen immer mehr Leute mit dem E-Bike. Da muss ich mich schon auch selbst damit auskennen.“

Die Trainings werden in ganz Österreich angeboten, vorerst gibt es 20 Termine. Zusätzlich hat sich Peter Gebetsberg­er mit Hilfe eines Technikers ein weiteres Hilfsmitte­leinfallen­lassen:Siehaben einen E-Bike-Simulator gebaut. Ein Fahrrad steht auf einer Art Wippe, die sich auf und ab bewegt, je nachdem, was im der parallel laufen virtuellen Realität gerade abspielt: Der Radler hat eine VRBrille auf und strampelt durch einen hügeligen Wald.

Das hat einen Zweck: Ein Gefühl für den Brems- und Anhalteweg zu bekommen, den ein 25 km/h schnelles EBike hat, um unfallfrei zu stoppen. Das sind gute 14 Meter. „Es ist wichtig, das zu trainieren“, betont Gebetsberg­er. Das gelte nicht nur für Senioren, bei denen E-Bikes besonders beliebt sind. „Ein unsportlic­her 30-Jähriger hat mit dieser Dynamik genauso zu kämpfen.“

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 ??  ?? Das Tempo beim Anfahren eines E-Bikes unterschät­zen Ungeübte oft: Doch das Bremsen und Kurvenfahr­en mit Motorunter­stützung kann tückisch sein und sollte deshalb vor den ersten Ausfahrten geübt werden
Das Tempo beim Anfahren eines E-Bikes unterschät­zen Ungeübte oft: Doch das Bremsen und Kurvenfahr­en mit Motorunter­stützung kann tückisch sein und sollte deshalb vor den ersten Ausfahrten geübt werden
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Virtuelle Realität trifft auf echtes Leben: Am Simulator gibt es Trockentra­ining (li.). Hermann Hammer hat sich sein E-Bike erst vor einer Woche zugelegt
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