Kurier

Edel sei der Mensch, fit und voller Chemie

donaufesti­val. Zum Auftakt durfte man sich fragen, ob man dem Zwang zum Bessersein widerstehe­n kann.

- VON GEORG LEYRER

Streng wird man gemustert, dann gerade noch gnädig eingelasse­n, mit den Worten „nette Software“, in eine Welt der verbessert­en Körper: Ein Fitnesscen­ter wurde in die Kremser Messehalle 1 gebaut, bei dem mehr auf dem Spielst eh tals nur Fett abbau und Muskel masse.

„Medusa Bionic Rise“ist eine Menschen-Installati­on, die in einens teilen Zukunfts(alp)t raum der kapitalist­isch geforderte­n Fitness pflicht führt. Als erstes wird man gleich zum Armdrücken beiseite geholt, wört- lich, dem Gegenüber fehlt die Hand, man zieht und zieht und unterliegt. So also ist es um die eigene Fitness bestellt.

Schöner leben

Höchste Zeit, sich körperlich für die neuen Zeiten zu rüsten. Die fitten, bunten Körpermech­aniker von „The Agency“turnen es vor, machen zu Laptopmusi­k Fitnessübu­ngen und raunen den Unfitten gerne den Namen eines Hilfespend­ers zu: Dank „Medusa Bionic Rise“– eine Riesenfirm­a?, ein chemisches Produkt? – wird man zum neuen Menschen, verspreche­n sie. Und wenn man Glück (?) hat, entführt einen eines dieser bereits ordentlich verbessert­en Menschenwe­sen in abgelegene Räume, zum Bauchmuske­ltraining oder zum Gegen-dieWand-Boxen. Oder steckt einem eine Pille zu und serviert dazu seine „LieblingsA­minosäure“, dank der man weniger Schlaf brauche. Was man sich da an verschwend­eter Lebenszeit ersparen kann.

Man schaut zu, macht mit und bewundert Bauchmuske­ln und Achselhaar­e und die wunderbare Ergebenhei­t der Trainieren­den: Schritt vor, Schritt zurück, Schritt vor, Schritt zurück; so sieht die Zukunft aus.

Wer sich dafür nicht gerüstet fühlt, ist in der Kunsthalle Krems bestens aufgehoben. In „Premise Place“, einer Video -, Flugzeug teil und Kopfhörer installati­on von Ryan Trecartin und Lizzie Fitch, gibt es das Reality-TV derGle ich förmigkeit­sv er weig er er. In harten Schnitten und grell über schminkt, telefonier­en und deklamiere­n und ironisiere­n kalifornis­che Subkultur-Kunstfigur­en die spießigen US-Vororte und den Konsumzwan­g.

Nette Software!

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