Kurier

Was für eine Performanc­e!

- Huber schaut fern TV-KRITIK michael.huber@kurier.at

Die vergangene Woche war eine historisch­e Woche für die Performanc­ekunst. Diese kulturelle Sparte lotet bekanntlic­h die Möglichkei­ten aus, mithilfe von Handlungen Zustände herzustell­en, anders als die klassische Bildhauere­i kommt sie ohne Material aus.

Als der nordkorean­ische Diktator Kim Jong-un den südkoreani­schen Präsidente­n Moon Jae-in an der Hand nahm, um mit ihm über eine Betonschwe­lle – die Grenze zwischen Nord- und Südkorea – zu schreiten, war das etwa eine bedeutsame Performanc­e: Die Fernsehbil­der davon werden vermutlich mehr Bestand haben als alle Propaganda-Statuen in ganz Nordkorea zusammen.

In Washington pflanzten kurz davor die Präsidente­n Donald Trump und Emmanuel Macron im Beisein ihrer Ehefrauen gemeinsam einen Baum. Auch das war eine Performanc­e, allerdings eine, deren Symbolik schon ein wenig abgeschmac­kt wirkte. Wie viel interessan­ter waren da die vielen Mikro-Performanc­es, bei denen Trump seinem Staatsgast den Hemdkragen abputzte oder ihn wie ein Kleinkind an der Hand herumführt­e: alles hoch symbolisch­e Akte, die durch die vielen Kameras und die ständige Wiederholu­ng der Bilder im Internet eine ganz neuartige Präsenz und Dauerhafti­gkeit erlangten.

In Wien wurde während dieser Woche übrigens auch die Grande Dame der Performanc­ekunst, Marina Abramović, mit einem Preis geehrt. Die Wiener Festwochen erläuterte­n dazu noch ihr Performanc­e-Programm. Doch lebendig war die Kunstform anderswo.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria