„Wir brauchen mehr Techniker“
Franz Hammelmüller, Managing Director SKF Österreich AG, über die Eisen-Gene in Steyr-Kirchdorf
Interview.
Das Unternehmen SKF ist ein schwedisches Unternehmen und beschäftigt weltweit über 40.000 Mitarbeiter. Franz Hammelmüller, Managing Director SKF Österreich AG, ist seit 1988 beim Kugellagerspezialisten beschäftigt. Er spricht im Interview über den Standort Steyr und seine Erwartungen an die neue Regierung.
Das Unternehmen SKF hat ja eine lange Industrie-Tradition in der Region SteyrKirchdorf. Was zeichnet die Region besonders aus? Franz Hammelmüller: Die Region um Steyr ist historisch vom Eisen geprägt. Man könnte fast schon sagen, es gibt in dieser Region ein eignes Eisen-Gen. Die metallverarbeitende Industrie hat in der Region SteyrKirchdorf eine Jahrhunderte alte Tradition.
In der Region haben sich viele namhafte Unternehmen angesiedelt. Sind es nur die Eisen-Gene oder gibt es noch einen darüber hinausgehenden Grund?
Es geht hier nicht darum, dass der Standort günstig ist, sondern hier gibt es einfach exzellentes Fachpersonal. Wenn wir Kompetenzen zukaufen oder auch Mitarbeiter suchen, dann werden wir hier auch fündig. Wobei es in den letzten Jahren immer schwieriger wird.
Auch die HTL Steyr ist eine der ältesten in Österreich und, man sagt auch, eine der besten. Nutzt Ihnen das als Unternehmen SKF?
Durch die HTL die bereits im 19. Jahrhundert gegründet wurde, aber auch die lange Tradition in der Metallverarbeitung haben wir in Steyr eine hohe Kompetenz der Mit- Franz Hammelmüller, Managing Director SKF Österreich AG, plädiert für eine Bildungsreform Franz Hammelmüller SKF Österreich AG arbeiter. Rund ein Drittel der Mitarbeiter von SKF Österreich sind übrigens HTL Absolventen. Aber natürlich nicht nur von der HTL Steyr, sondern auch aus Nachbargebieten.
Trotz der hohen Nachfrage nach Facharbeitern wird es immer schwieriger, welche
zu finden. Woran liegt das?
Der Kampf um die Talente ist härter geworden, aber das liegt nicht zuletzt auch daran, dass technische Berufe etwas aus der Mode gekommen sind, obwohl es eine sehr hohe Nachfrage gibt. Aber durch zahlreiche Initiativen wollen wir junge Menschen wieder für Technik begeistern. Besonders bei den Mädchen muss man das Feuer für die Technik entzünden. Leider sind sie noch immer in diesem Segment unterrepräsentiert, obwohl die Jobs wirklich gut bezahlt sind.
SKF produziert vorwiegend
Spezialkugellager. Macht eine solche Produktion in Österreich noch Sinn oder wäre das nicht günstiger in einem Billiglohnland?
Das sind sehr spezielle Kugellager aus Stahl oder auch aus Keramik die zum Beispiel in der Formel 1, Stromgeneratoren, Elektroautos oder auch Lokomotiven vorkommen. Diese Kugellager wurden in Steyr entwickelt und dafür braucht man eine hohe Kompetenz der Mitarbeiter. Diese diese findet man nur in Steyr und nicht in einem Billiglohnland. Bei uns geht es nicht um Masse, sondern um höchste Qualität. Sie verzeichnen seit Jahren Umsatzzuwächse. Können Sie diesen Kurs weiter beibehalten?
Wir haben im letzten Jahr einen Produktionszuwachs um über zehn Prozent erzielt. 2018 rechnen wir mit einem ähnlichen Ergebnis. Gleichzeitig gehen wir aber davon aus, dass sich die Wachstumsgeschwindigkeit in den nächsten Jahren etwas einbremsen wird.
Wo sehen Sie beim Standort Österreich dringenden Handlungsbedarf vonseiten der Politik?
Es braucht ein Umdenken in der Bildungspolitik. Wir dürfen nicht am Bedarf vorbei ausbilden, sondern sollten mehr auf die Bedürfnisse der Wirtschaft eingehen. Besonders die technischen Fächer müssen wir wieder mehr fördern.
Natürlich sind die Themen Deregulierung und auch Senkung der Lohnnebenkosten ein großes Thema. Die Bürokratie schadet besonders den kleineren Unternehmen. Große Konzerne können sich hierfür eigene Fachabteilungen leisten.
„Besonders bei den Mädchen muss man das Feuer für die Technik entzünden.“
Eine Forderung der Industrie ist eine Flexibilisierung der Arbeitszeit. Ist das nicht schon ausreichend geregelt?
Die bestehenden Regelungen sind viel zu starr und müssen an die modernen Gegebenheiten angepasst werden. Auch Skandinavien könnte man nicht als Wirtschaftsliberal bezeichnen, aber selbst dort sind die Regelungen deutlich einfacher und praktikabler gestaltet. Die Wirtschaft ist in einem Umbruch und viele Unternehmen sind heute global tätig. Das muss sich auch in den Gesetzen widerspiegeln.