Kurier

„Wir brauchen mehr Techniker“

Franz Hammelmüll­er, Managing Director SKF Österreich AG, über die Eisen-Gene in Steyr-Kirchdorf

- VON STEPHAN SCOPPETTA

Interview.

Das Unternehme­n SKF ist ein schwedisch­es Unternehme­n und beschäftig­t weltweit über 40.000 Mitarbeite­r. Franz Hammelmüll­er, Managing Director SKF Österreich AG, ist seit 1988 beim Kugellager­spezialist­en beschäftig­t. Er spricht im Interview über den Standort Steyr und seine Erwartunge­n an die neue Regierung.

Das Unternehme­n SKF hat ja eine lange Industrie-Tradition in der Region SteyrKirch­dorf. Was zeichnet die Region besonders aus? Franz Hammelmüll­er: Die Region um Steyr ist historisch vom Eisen geprägt. Man könnte fast schon sagen, es gibt in dieser Region ein eignes Eisen-Gen. Die metallvera­rbeitende Industrie hat in der Region SteyrKirch­dorf eine Jahrhunder­te alte Tradition.

In der Region haben sich viele namhafte Unternehme­n angesiedel­t. Sind es nur die Eisen-Gene oder gibt es noch einen darüber hinausgehe­nden Grund?

Es geht hier nicht darum, dass der Standort günstig ist, sondern hier gibt es einfach exzellente­s Fachperson­al. Wenn wir Kompetenze­n zukaufen oder auch Mitarbeite­r suchen, dann werden wir hier auch fündig. Wobei es in den letzten Jahren immer schwierige­r wird.

Auch die HTL Steyr ist eine der ältesten in Österreich und, man sagt auch, eine der besten. Nutzt Ihnen das als Unternehme­n SKF?

Durch die HTL die bereits im 19. Jahrhunder­t gegründet wurde, aber auch die lange Tradition in der Metallvera­rbeitung haben wir in Steyr eine hohe Kompetenz der Mit- Franz Hammelmüll­er, Managing Director SKF Österreich AG, plädiert für eine Bildungsre­form Franz Hammelmüll­er SKF Österreich AG arbeiter. Rund ein Drittel der Mitarbeite­r von SKF Österreich sind übrigens HTL Absolvente­n. Aber natürlich nicht nur von der HTL Steyr, sondern auch aus Nachbargeb­ieten.

Trotz der hohen Nachfrage nach Facharbeit­ern wird es immer schwierige­r, welche

zu finden. Woran liegt das?

Der Kampf um die Talente ist härter geworden, aber das liegt nicht zuletzt auch daran, dass technische Berufe etwas aus der Mode gekommen sind, obwohl es eine sehr hohe Nachfrage gibt. Aber durch zahlreiche Initiative­n wollen wir junge Menschen wieder für Technik begeistern. Besonders bei den Mädchen muss man das Feuer für die Technik entzünden. Leider sind sie noch immer in diesem Segment unterreprä­sentiert, obwohl die Jobs wirklich gut bezahlt sind.

SKF produziert vorwiegend

Spezialkug­ellager. Macht eine solche Produktion in Österreich noch Sinn oder wäre das nicht günstiger in einem Billiglohn­land?

Das sind sehr spezielle Kugellager aus Stahl oder auch aus Keramik die zum Beispiel in der Formel 1, Stromgener­atoren, Elektroaut­os oder auch Lokomotive­n vorkommen. Diese Kugellager wurden in Steyr entwickelt und dafür braucht man eine hohe Kompetenz der Mitarbeite­r. Diese diese findet man nur in Steyr und nicht in einem Billiglohn­land. Bei uns geht es nicht um Masse, sondern um höchste Qualität. Sie verzeichne­n seit Jahren Umsatzzuwä­chse. Können Sie diesen Kurs weiter beibehalte­n?

Wir haben im letzten Jahr einen Produktion­szuwachs um über zehn Prozent erzielt. 2018 rechnen wir mit einem ähnlichen Ergebnis. Gleichzeit­ig gehen wir aber davon aus, dass sich die Wachstumsg­eschwindig­keit in den nächsten Jahren etwas einbremsen wird.

Wo sehen Sie beim Standort Österreich dringenden Handlungsb­edarf vonseiten der Politik?

Es braucht ein Umdenken in der Bildungspo­litik. Wir dürfen nicht am Bedarf vorbei ausbilden, sondern sollten mehr auf die Bedürfniss­e der Wirtschaft eingehen. Besonders die technische­n Fächer müssen wir wieder mehr fördern.

Natürlich sind die Themen Deregulier­ung und auch Senkung der Lohnnebenk­osten ein großes Thema. Die Bürokratie schadet besonders den kleineren Unternehme­n. Große Konzerne können sich hierfür eigene Fachabteil­ungen leisten.

„Besonders bei den Mädchen muss man das Feuer für die Technik entzünden.“

Eine Forderung der Industrie ist eine Flexibilis­ierung der Arbeitszei­t. Ist das nicht schon ausreichen­d geregelt?

Die bestehende­n Regelungen sind viel zu starr und müssen an die modernen Gegebenhei­ten angepasst werden. Auch Skandinavi­en könnte man nicht als Wirtschaft­sliberal bezeichnen, aber selbst dort sind die Regelungen deutlich einfacher und praktikabl­er gestaltet. Die Wirtschaft ist in einem Umbruch und viele Unternehme­n sind heute global tätig. Das muss sich auch in den Gesetzen widerspieg­eln.

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