Rund um den E-Bike-Boom
sich mit E-Falträdern auch große Distanzen relativ problemlos überwinden.
Deutlich erweitert hat sich dank dieser Vielfalt auch der Kundenkreis. Nicht nur finanzkräftige ältere Menschen fühlen sich angesprochen. VCÖ-Sprecher Christian Gratzer bemerkt zusätzlich einen Anstieg der EBiker unter den Pendlern, die aus den Speckgürteln der Städte zur Arbeit einpendeln und dabei deutlich längere An- und Abfahrtswege bewältigen können. Sie setzen sich in der Früh nicht mehr in ihr Auto, sondern auf ein batterie-unterstütztes Fahrrad.
Laut einer Umfrage des Verkehrsclubs Österreich geben 60 Prozent der Nutzer an, in den vergangenen fünf Jahren Wege von vier (Auto) auf zwei Räder (E-Bike) verlagert zu haben. „Im E-Fahrrad schlummert jedenfalls auch ein riesiges Potenzial, um den Personenverkehr auf Klimakurs zu bringen.“Voraussetzung dafür sei allerdings nicht nur eine leistungsstarke Batterie, sondern auch eine gute Rad-Infrastruktur.
Und selbst die Klientel der sportlich ambitionierten Radfahrer steigt langsam von ihrem hohen Ross herab. „Jetzt können Menschen mit völlig unterschiedlichen Ausgangsniveaus miteinander Rad fahren“, erklärt dazu der ÖAMTC-Techniker Steffan Kerbl. Frauen mit Männern, Ältere mit Jüngeren, Eltern mit ihren Kindern, Fitte mit weniger Fitten. Plötzlich kommen auch Menschen mit dem Bike einen Berg hinauf, den sie früher maximal mit der Seilbahn erklimmen konnten.
Weniger erfreulich
Das schafft gleichzeitig auch Probleme, denn vor allem Ungeübte kommen mit dem hohen Tempo nicht sofort zurecht. Schwere Stürze und Unfälle sind die unerfreuliche Folge. Kerbl und Gratzer vom VCÖ raten daher vor allem den Rad-Novizen und den lange Zeit Rad-Abstinenten dazu, ein Fahrtechniktraining zu absolvieren. Gratzer gibt den KURIER-Lesern auch noch einen praktischen Tipp vor der ersten Ausfahrt mit auf den Weg: „Fahren Sie mit der niedrigsten Unterstützungsstufe los, damit Sie sich an den Anschub durch den Motor gewöhnen können.“
Für Aufsehen und ein sanftes Abbremsen der allgemeinen Turbo-Euphorie haben zuletzt Meldungen über plötzlich brennende Fahrrad-Batterien gesorgt, die bereits verheerende Schäden angerichtet haben. „Kein Grund zur Panik“, erklärt Dominik Mandl vom Wiener Fachgeschäft Cooperative Fahrrad. „Bei der Firma Bosch wurde uns versichert, dass die Batterien nur bei unsachgemäßer Bedienung zu brennen beginnen, zum Beispiel dann, wenn nicht die Original-Ladegeräte verwendet werden.“Dass in der Werkstatt des traditionsreichen Betriebs in WienGumpendorf vor kurzem ein Brand ausgebrochen ist und das Gros der Ware vernichtet hat, ist eine traurige, aber andere Geschichte.
Und welches E-Bike passt zu mir? Karin Hauer von der Österreichischen EnergieAgentur hat einen Tipp parat: „Würde man die Vorteile aller Typen auf einen Kompromiss bringen wollen, wäre das Ergebnis vermutlich ein Trekking-Bike. Es ist etwas sportlicher ausgelegt als das City-Bike, aber etwas komfortabler als das Mountainbike. Dadurch ist es bestens geeignet, um längere Touren zu unternehmen, den täglichen Arbeitsweg zurückzulegen oder mal eben in den Supermarkt zu fahren.“