Babyboom im Wiener Staatsballett
Vom Rampenlicht ins Kinderzimmer – und der steinige Weg zurück an die Spitze
Vier der sieben Ersten Solotänzerinnen des Wiener Staatsballett haben ihre Spitzenschuhe gegen Schnuller und schlaflose Nächte getauscht – nicht minder anstrengend. Jetzt sind sie nicht nur wieder retour aus der Babypause, sondern gehen auch ab 6. Mai aufgroßeJapan-Tourneeund werden in Tokio und Osaka, wo „Le Corsaire“sowie eine Nurejew Gala gezeigt wird, das Publikum begeistern.
Darauf freut sich besonders Ballerina Kiyoka Hashimoto. Nicht nur dass ihr Mann Masayu Kimoto, ebenfalls Erster Solotänzer, mitkommt, nimmt sie auch Baby Kaito (15 Monate) mit, um ihn seiner japanischen Familie vorzustellen.
Olga Esina muss da schon mehr mit dem Abschiedsschmerz kämpfen, hat sie doch ihre kleine Adelina (13 Monate) noch nie alleine gelassen. „Natürlich werden wir jeden Tag mehrmals telefonieren oder skypen! Ich kann mir noch nicht vorstellen, wie ich das überstehe“, so die talentierte Russin.
Ähnlich ergeht es Irina Tsymbal, der Mami von Lucas Alexander (13 Monate), die aber auch viel Unterstützung von ihrer Familie bekommt. „Während der JapanTournee werden meine Eltern auf meinen Sohn aufpassen. Und natürlich wird auch mein Mann Robert,deralsPilot im Ausland arbeitet, jeden freien Tag nutzen, um nach Hause zu kommen und zu helfen“, erzählt die gebürtige Weißrussin. Gleich doppelt Abschied nehmen muss Ketevan Papava. Sie wurde vor neun Monaten Mutter der Zwillinge Livia und Amelie. Ihr Leben hat sich durch ihre Kinder sehr verändert, die Prioritäten wurden natürlich andereundihreMädelsstehen für sie immer an erster Stelle, wie sie dem KURIER erzählt. Der wenige Schlaf macht ihr zu schaffen, der Konkurrenzdruck unter den Tänzerinnen dafür nicht so sehr
„Wir haben sehr gute und talentierte Tänzer und natürlich auch eine gesunde Konkurrenz. Aber es gibt keinen Druck, jede Ballerina entscheidet für sich selbst, wie lange sie in Karenz bleibt. Als Erste Solotänzerin ist es abernatürlichschwernachso einer großen Pause in guter Form wieder zurück zu kommen“, weiß Papava, die sich vor allem mit „Medical Fitness“(ein gesundheitsorientiertes Gerätetraining) und Pilates wieder fit gemacht hat. Bereits zwei Monate nach der Geburt hat sie wieder mit dem Training begonnen, sechs Monate danach stand sie schon wieder auf der Bühne. „Man braucht sehr viel Disziplin und Geduld, und natürlich muss man seinen Beruf sehr, sehr lieben“, lacht die Georgierin.
„Ein Kind für eine Ballerina bedeutet eigentlich Minimum ein Jahr Pause. Das ist schon sehr lange, da wir den Beruf nur eher kurz ausüben können und man in dieser Zeit natürlich viele Vorstellungen und viele Rollen tanzen möchte. Es war eine schwere Entscheidung, aber meine Babys sind das Beste, was mir passieren konnte!“