Exoten im Topf
Nachtschattengewächse. Seltene Pflanzenarten wie das Schönbrunner Gold verschönern Garten und Balkon
Der kleinste Garten ist ein Topf.Sofernermindestens25 Liter Erde fasst, schaffen es auch exotisches Gemüse und exotisches Obst darin bis zur Erntereife – egal ob auf dem Stadtbalkon oder im Schlosspark.
Statistisch gesehen haben mehr als drei Millionen österreichische Haushalte Zugang zu einem Stück Grün: Das hat somit ein beachtliches Potenzial, um sich zu betätigen. Häufig ist das Fleckchen Erde mit Paradeisern besetzt, den Favoriten unter den Nutzpflanzen. Diese sind längst nicht mehr nur rund und rot. Immer mehr wiederentdeckte alte Sorten punkten mit originellen Farben, Formen und Namen, Dattelwein, Grünes Zebra oder Feuerwerk.
Mit einem Wettbewerb um die schönste Dattelweinpflanze startete 2006 die KURIER-Aktion „City Farmer des Jahres“. Ein paar Jahre später entstand auf Basis des grassierenden Paradeiserfiebers die City Farm Schönbrunn, auf der jedermann unter Anleitung seine gärtnerischen Neigungen vertiefen kann.
Erlebnisgarten
In dem Erlebnisgarten und Kompetenzzentrum auf dem Gelände, wo einst Kaiserin Sisis Frühstücksmilchkühe weideten, wurde von Beginn an auf entdeckenswertes Gemüse, Obst und Beeren gesetzt. In diesem Sommer sollen speziell unbekannte Verwandte von Paradeisern, Paprika, Erdäpfeln oder Melanzani aus der Großfamilie der Nachtschattengewächse – zu denen auch die Tollkirsche und andere Giftpflanzen zählen – „ans Licht geholt“werden. Es handelt sich bei den Nachtschatten- Raritäten um exotische Köstlichkeiten, die der Nachbar noch nicht hat, die pflegeleicht, eine Augenweide und wohlschmeckend sind.
Dazu gehört beispielsweise die Physalis oder Andenbeere, die man als Südfrucht aus dem Supermarkt kennt. Sie wird meist aus Kolumbien importiert. Wenig bekannt ist, dass ihr Anbau auch bei uns erfolgreich sein kann, wenn man ihr viel Licht und Wärme (etwa an der Hausmauer) bietet, sich beim Düngen aber zurückhält. Die goldgelben Früchte verdanken ihren exquisiten Geschmack, etwa bei der Züchtung Schönbrunner Gold, der Ausgewogenheit von Zucker und Säure. Ihre Früchte, die man aus der lampionförmigen Kapsel holt, eignen sich gut zum Naschen.
Litschitomate
Die strahlend weiße Blüte der Litschitomate, die in Süd-und Mittelamerika zu Hause ist, erinnert besonders augenfäl- lig an die einer ihrer Verwandten, der Kartoffel. Ihre roten Früchte – faszinierenderweise trägt sie Blüten und Früchte zugleich – sind eine obstig-süß schmeckende Naschrarität. Doch Vorsicht bei der Ernte, die Pflanze ist stark bestachelt, weshalb sie sich auch als abwehrende Gartenhecke bewährt.
Auffällig an einem anderen Nachtschattengewächs, dem aus Neuseeland stammenden Känguru-Apfel, sind seine blauvioletten Blüten, die sich zu eiförmigen, gelb-orangen Früchten entwickeln. Verkosten sollte man sie erst, wenn sie sich leicht aus dem Kelch lösen lassen und somit tatsächlich reif sind. Das Geschmackserlebnis gilt als lohnend, aber herb.
Raritäten kaufen
Tipp für Hobbygärtner: Jetzt ist die richtige Zeit, Jungpflanzen ins Freie zu setzen. Als Substrat nimmt man gute Gartenerde, die mit zehn bis 15 Prozent Kompost abgemischt wird. Zu kaufen gibt es Nacht schatten raritäten auf lokalen Pflanzenmärkten, in Spezial gärtnereien und bei der Arche Noah im Webshop oder in deren Schaugarten in Schiltern (NÖ) – im Mai täglich geöffnet, außer Montag.
Auf der City Farm Schönbrunn wurden in den vergangenen Jahren systematisch exotische Nachtschattengewächse für die Kübel haltung getestet, etwa Physalis oder Lits chi tomaten. Es ist der letz-te Sommer im kaiserlichen Meierei-Ambiente mit der Attraktion, beim Gärtnern von den Giraffen auf dem Nachbar grundstück beobachtet zu werden. Parallel zum Gartenbetrieb wird die Übersiedlung auf den neuen Standort im Wiener Augarten vorbereitet. Doch das ist eine andere Geschichte.