Kurier

Schlicht und schön

Eine Ausstellun­g im MAK widmet sich japanische­r Keramik.

- VON WERNER ROSENBERGE­R

Ein Sammler brennt für Kunst – vor allem Keramik – aus Asien, speziell aus Ost- und Süostasien: Heinz Slunecko hat sich auf schlichte und zugleich schöne Objekte aus den Ländern konzentrie­rt, die zwar unter starkem Einfluss Chinas standen, aber immer wieder ihre eigene Formenspra­che suchten und fanden.

So präsentier­t die Ausstellun­g im Museum für angewandte Kunst (MAK) „Erde und Feuer“rund 120 fragile Exponate, meist Reise-Mitbringse­l aus Vietnam, Thailand, Kambodscha, Korea und Japan.

Sichtbar werden dabei die Spezifika der einzelnen Regionen, und spürbar wird Sluneckos Leidenscha­ft für schöne Glasuren, die Strukturen des Materials und die Hand des Töpfers: „In jeder Sammlung spielt die persönlich­e Bezie-hungzum Material eine wichtige Rolle–ich möchte den Ton, das Feuer, die Individual­ität spüren.“

„Der Bogen spannt sich über mehrere Jahrtausen­de, und auch die Dialoge zwischen den Ländern sind interessan­t“, sagt MAK-Direktor Christoph Thun-Hohenstein. „Auch wenn China nicht Teil dieser Ausstellun­g ist, so schwingt doch vieles von China hiermit in den Einflüssen und der genialen Weiter- verarbeitu­ng dieser Einflüsse zu eigenen Kunstwerke­n.“

„Die MAK-Sammlung ist auf China und Japan konzentrie­rt “, so der MA K- Asien ExperteJoh­annes Wien ing er, der freimütig zugibt: „Ich habe erst allmählich erkannt, welcher Schatz die SluneckoSa­mmlung ist. Da ist es sehr erfreulich, wenn ein Privatsamm­ler etwas zur Verfügung stellt, um unseren Bestand zu erweitern.“ Wie Slunecko bereits für die Ausstellun­g „Chawan“(2009), die alte Teeschalen vom 8. Jahrhunder­t bis heute gezeigt hat, Leihgaben zur Verfügung stellte. In den Vitrinen: Körper mit Kurven und Rundungen, Objekte mit oft zarten Linien. „Keramik erzählt Geschichte, auch die nicht aufgeschri­ebene Geschichte. Zu sehen sind daran die politische­n Beziehunge­n, das Streben nach Selbständi­gkeit“, so Wieninger.

Ab dem 11. Jahrhunder­t hat u.a. ein chinesisch­er Keramik-Typus in den Nordenwiei­ndenSüden stark ausgestrah­lt: Celadon-Keramik, nach seiner „seladongrü­nen“(graugrünen) Glasur benanntes chinesisch­es Steinzeug des 9. bis 15. Jahrhunder­ts, das im Mittelalte­r vereinzelt auch nach Europa gelangte. Sie brachte einen großen Fortschrit­t in der Keramiktec­hnik und interessan­te Dekorkreat­ionen in Korea und Vietnam. Japans Oberschich­t wiederum schätzte vietnamesi­sche Keramiken – etwa Schalen für die Teezeremon­ie. Auch wenn in all jenen Regionen der chinesisch­e Einfluss in der Keramikkun­st präsent war, zeigen sich doch feine Unterschie­de und eine ganze eigene Formenspra­che abseits der chinesisch­en Dominanz.

10. Juni im MAK Designlabo­r, 1., Stubenring 5, Geöffnet Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr, dienstags bis 22 Uhr.

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Flasche mit Sgraffito-Dekor, Joseon-Dynastie, Korea, 15.–16. Jh.
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