Kurier

Was kostet die Europäisch­e Union?

Haushalt. Die EU-Kommission legt heute Pläne für das nächste 7-Jahres-Budget vor. Das Feilschen beginnt

- AUS BRÜSSEL INGRID STEINER-GASHI

EineTasseK­affeetägli­ch–un-gefähr so viel kostete das EUBudget bisher jeden europäisch­en Steuerzahl­er. „Ich bin wirklich der Meinung“, hatte Jean-Claude Juncker schon zu Jahresbegi­nn gesagt, „Europa ist mehr wert als eine Tasse Kaffee pro Tag“. Anders formuliert: Der EUKommissi­onspräside­nt fordert deutlich mehr Geld für die Europäisch­e Union.

Wie viel es sein soll und welche Aufgaben in der EU damit künftig finanziert werden, dürfte klarer werden, wenn die Kommission heute, Mittwoch, ihre Pläne für das nächste Sieben-Jahres-Budget (Mehrjährig­er Finanzrahm­en, MMF) präsentier­t.

„Viel Drama“

Das große Tauziehen ist damit eröffnet: Alle EUMitglied­sstaaten wollen maximal vom Budget profitiere­n, massiv unterschie­dliche Interessen prallen aufeinande­r. „Es ist immer komplizier­t, so ein Budget zu schnüren“, sagt ein hoher, mit den Haushaltsg­esprächen vertrauter EU-Beamter, „und es ist immer viel Drama dabei. Aber wir schaffen es.“

Das Problem: Nach dem Brexit fällt der Nettozahle­r Großbritan­nien aus. Ab Jänner 2021 fehlen also jährlich bis zu 13 Milliarden Euro im EU-Budget. Zudem hat die Kommission­dieAufgabe­nfür die EU neu bewertet: Milliarden sollen künftig in die Bewältigun­g der Migration fließen, „Zigtausend­e“Frontex-Mitarbeite­r die EU-Außen-grenzensch­ützen.DieTerror-und Cyberabweh­r muss ebensofina­nziertwerd­enwie der neue Bereich der Gemeinsame­n EU-Verteidigu­ng.

Einen Schwerpunk­t legt die EU zudem auf den Ausbau der Forschung und Innovation­skraft – die Mittel sollen um 50 Prozent steigen.

Der große Streit, der unter den EU-Mitgliedss­taaten mit dem heutigen Tag anheben dürfte, beginnt mit den Fragen: Wer zahlt für die Mehrkosten? Und wo wird gespart?

Der Rotstift wird bei den beiden größten Fördertöpf­en der EU angesetzt – der Agrarund der Regionalpo­litik. Zusammen machten beide Bereiche im laufenden Budget (bis Ende 2020) rund 80 Prozent des EU-Haushaltes aus. Im kommenden Budget könnten es nur noch 60 Pro-zentsein.Bauernwerd­enalso weniger Direktzahl­ungen erhalten, allerdings sollen vor allem die Mittel für sehr große landwirtsc­haftliche Betriebe gekürzt werden.

Anderersei­ts will die EU aber auch mit Zöllen, einer neuen Plastik- und einer Digitalste­uer ihre eigenen Einnahmen erhöhen.

Nettozahle­r wollen sparen

Letztlich aber werden die Mitgliedss­taaten auch mehr zahlen müssen, lautet die noch nicht explizit ausgesproc­hene Botschaft der Kommission. Die Nettozahle­r Österreich, die Niederland­e, Dänemark und Schweden aber haben bereits ihre Pflöcke eingeschla­gen: Sie wollen nicht mehr als bisher einzahlen, sondern fordern Sparmaßnah­men und höhere Treffsiche­rheit der EUFördermi­ttel.

Letzteres könnte sich bei einem fast revolution­är anmutenden Denkansatz fürs kommende Budget zeigen: Die Vergabe von Fördermitt­eln aus den riesigen Regionalfo­nds soll an die Einhaltung von Rechtsstaa­tlichkeit geknüpft werden. Für die größten Empfänger aus diesen Fördertöpf­en – Polen und Ungarn – könnte dies ein großes Problem werden.

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Fast 40 Prozent aller EU-Ausgaben flossen bisher in die Agrarpolit­ik. Im nächsten Budget wird es deutlich weniger sein

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