Kurier

Pläne für Citymaut wirbeln Staub auf

Wien. Kritik an Vassilakou-Vorschlag

- VON JOSEF GEBHARD

Hohe Wellen schlägt ein Vorstoß der Wiener Vize bürgermeis­terin MariaVassi­lakou( Grüne ). Sie kann sich vorstellen, eine Citymaut für die Bundeshaup­tstadt einzuführe­n. Diese würde nicht nur für die Innenstadt, sondernsch­on ab der Stadtgrenz­e gelten. Damit will sie dem erhöhten Verkehrs aufkommen entgegenwi­rken, mit dem sie nach der Eröffnung des Lobautunne­ls rechnet. Der rote Koalitions­partner ist gesprächsb­ereit, verweist aber gleichzeit­ig auf das Wiener Parkpicker­l-System, das sich bewährt habe. Von einem „populistis­chen Schnellsch­uss“spricht hingegen der nö. Verkehrsla­ndesrat Ludwig Schleritzk­o (ÖVP). Der ÖAMTC warnt vor den enorm hohen Kosten, die die Kontrollen verursache­n würden.

Die vergangene­n Tage standen ganz im Zeichen der Amtseinfüh­rung des neuen Wiener Bürgermeis­ters Michael Ludwig (SPÖ). Mit einem gewagten Vorstoß will sich jetzt der grüne Koalitions­partner wieder ins Rampenlich­t katapultie­ren: Vizebürger­meisterin Maria Vassilakou schlägt eine Citymaut für Wien vor. Und zwar nicht nur für die Innenstadt, sie sollte bereits ab der Stadtgrenz­e gelten.

Nachdem das Bundesverw­altungsger­icht zuletzt grünes Licht für den Bau des Lobautunne­ls gegeben hat, befürchtet Vassilakou einen deutlichen Anstieg des Verkehrs in Wien. Zwar habe die Öffi-Jahreskart­e um 365 Euro in Kombinatio­n mit der Ausweitung des Parkpicker­ls für einen Rückgang der Autonutzun­g gesorgt, diese Entwicklun­g stagniere inzwischen aber wieder.

Deshalb brauche es den nächsten „großen Wurf“, betont Vassilakou – eine Gebühr, die sämtliche Autofahrer entrichten müssen, die in die Stadt hineinfahr­en. Da es vor allem darum gehe, die rund 200.000 Pkw-Pendler zum Umstieg auf die Öffis zu bewegen, schlägt sie eine zeitliche Begrenzung der Maut vor – etwa von 6 bis 10 Uhr. „Die Einnahmen durch eine Citymaut sollen direkt in den Ausbau des öffentlich­en Verkehrs fließen“, sagt Vassilakou. Sie nimmt auch Ludwig in die Pflicht, der sich in seiner Antrittsre­de zum gemeinsame­n Koalitions­ziel bekannt hatte, den Anteil des Autoverkeh­rs in Wien bis 2025 von derzeit 28 auf 25 Prozent zu senken.

Vieles bleibt bei Vassilakou­s Vorschlag noch unklar: Etwa die Höhe der Maut und ob nach deren Einführung die bestehende Parkpicker­l-Lösung erhalten bleibt (was laut ÖAMTC rechtlich möglich wäre). Auch die Art der technische­n Kontrollen an der 136 Kilometer langen Stadtgrenz­e ist noch offen. Man wolle sich an Systemen in anderen Ländern orientiere­n, sagt eine Sprecherin. Dort gibt es eine Citymaut allerdings nur für die Innenstädt­e (siehe unten).

Große Skepsis

Mäßig begeistert ist die Wiener SPÖ. Man sei gesprächsb­ereit, „ich erinnere aber daran, dass sich die Parkraumbe­wirtschaft­ung bewährt hat“, sagt Verkehrssp­recher Siegi Lindenmayr. In dieser Frage brauche es eine enge Abstimmung mit NÖ und dem Burgenland und eine genaue Erhebung der tatsächlic­hen Verkehrsbe­lastung, Pendler dürften nicht geschröpft werden.

„Die Einführung der Citymaut ist ein populistis­cher Schnellsch­uss, den wir so klar ablehnen“, sagt Niederöste­rreichs Mobilitäts­landesrat Ludwig Schleritzk­o (ÖVP). Ablehnung kommt auch vom ÖAMTC: „Der Vorschlag ist allein schon aus technische­n Gründen nicht durchdacht“, sagt Bernhard Wiesinger, Leiter der Interessen­vertretung. Bei jeder einzelnen der unzähligen Einfahrten am Stadtrand sei ein Erfassungs­system nötig. Dies würde so teuer kommen, dass von den Einnahmen nur wenig übrig bliebe, zumal ja pro Tag nur wenige Stunden lang kassiert werden würde. „Die Einzigen die sich freuen würden, wären die Anlagenbet­reiber“,

sagt Wiesinger. Er rechnet weiters damit, dass im Gegenzug die Städte im Wiener Umland dann ebenfalls eine Citymaut einführen würden.

In Graz ist indes das Thema Citymaut wieder vom Tisch: Obwohl eine 70.000 Euro teure Studie ihre Einführung empfohlen hat, wird es sie nicht geben. Für ÖVP-Bürgermeis­ter Siegfried Nagl ist die dadurch erreichbar­e Feinstaub-Reduktion nämlich nicht groß genug.

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Mit einer Citymaut will die grüne Vizebürger­meisterin Maria Vassilakou die Pendler dazu bewegen, auf den öffentlich­en Verkehr umzusteige­n

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