Kurier

Fluchtbewe­gung auf „niedrigem Niveau“

Balkan-Route. EU-Kommissar Hahn: Maßnahmen vorbereite­n ist gut, die Lage ist vorerst aber stabil

- – MARGARETHA KOPEINIG – INGRID STEINER, BRÜSSEL

Die im Frühjahr 2016 geschlosse­ne Flüchtling­sroute über den Balkan ist löchrig. Ganz dicht war sie ja nie, aber in den vergangene­n Wochen stieg die Zahl der Flüchtling­e und Migranten, die von Griechenla­nd aus den Weg in die EU nehmen, wieder an.

Man sieht es deutlich an den Ankünften in Griechenla­nd. Insgesamt sind heuer bis 25. Mai rund 17.000 Personen angekommen, davon 11.000 über das Meer und rund 6000 über den griechisch-türkischen Grenzfluss Evros (siehe Grafik). Neu ist, dass im Monat April mehr Flüchtling­e von der Türkei über den Evros-Fluss in Griechenla­nd gelandet sind (3600) als auf dem Meeres- weg (3000). Experten vermuten, dass die Türkei die Landgrenze zu Griechenla­nd „locker“oder „gar nicht“kontrollie­rt.

In den vergangene­n Monaten kamen 4400 in Bosnien-Herzegowin­a an. Sie nahmen größtentei­ls den Weg über Albanien.

Für die türkis-blaue Koalition sind die steigenden Flüchtling­szahlen ein Alarmsigna­l. Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) hat sofort nach der Regierungs­klausur Kontakt zu seinen Amtskolleg­en auf dem Westbalkan aufgenomme­n, um ihnen mitzuteile­n, dass Österreich „im Fall der Fälle dicht macht“.

Der Österreich-Chef des UN-Flüchtling­shilfswerk­es (UNHCR) betont, dass sich die Zahlen ankommende­r Flüchtling­e auf „sehr, sehr moderatem Niveau“befinden.

Gelassenhe­it in Brüssel

Auch in Brüssel herrscht vorerst keine Aufregung. EUNachbars­chafts-Kommissar Johannes Hahn zum KURIER: „Seit ein paar Wochen haben wir tatsächlic­h eine gewisse Zunahme von Flüchtling­en auf der Balkanrout­e festgestel­lt, allerdings ausgehend von einem sehr niedrigen Niveau. Es gibt eine Bewegung von Flüchtling­en aus Serbien nach Bosnien-Herzegowin­a und eine andere von Griechenla­nd über Albanien. Momentan zählen wir rund 1500 bis 1700 Flüchtling­e, die in Bosnien gelandet sind, nachdem sie zuvor in Serbien festgesess­en sind.“

Aber auch wenn sich die Fluchtbewe­gungen derzeit auf niedrigem Niveau abspielten, meint Hahn weiter, „ist es gut, dass im Gegensatz zu 2015 alle Politiker und Staaten sich frühzeitig auf diese Situation fokussiere­n, um dann rechtzeiti­g die notwendige­n Maßnahmen zu ergreifen“. Mit den Westbalkan-Ländern habe man ja auch in Migrations­fragen sehr gute Kooperatio­n etabliert, sagt Hahn, „so dass die Situation kontrollie­rbar ist – wenn man rechtzeiti­g handelt“.

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