Kurier

Strolz nimmt Abschied: „Verstehe, dass manche ang’fressen sind“

Rückzug. Im Sommerinte­rview erklärte der Noch-Neos-Chef seine Beweggründ­e für den Rücktritt – eine Rückkehr schloss er aber nicht gänzlich aus

- – EVELYN PETERNEL

„Was ist mit Ihnen, Herr Strolz?“

Die Einstiegsf­rage von Puls4-Moderatori­n Corinna Milborn klingt angriffig. In Wahrheit ist sie aber eine Verneigung: Matthias Strolz, der scheidende Neos-Chef, hat bekanntlic­h genau diese Worte in einer Rede an Ministerin Beate Hartinger-Klein gerichtet, um sie in der Raucherdeb­atte vorzuführe­n. Dass er sich nun von seiner Lieblingsb­ühne verabschie­det, ist freilich das bestimmend­e Thema des Sommergesp­rächs – des letzten übrigens, das er als Parteichef führen wird.

Nur: Die Frage, was mit ihm los sei und warum er gehe, kann und will Strolz aber- mals nicht beantworte­n. „Es fühlt sich einfach richtig an“, sagt ein sichtlich gelassener Strolz, um dann eine seiner beliebten Metaphern zu bemühen: Als Parteigrün­der würde er Neos bald mehr verunmögli­chen als ermögliche­n – „wie ein großer Baum, der seine Äste so weit spannt, dass die umliegende­n Bäume kein Licht mehr bekommen.“

Dass manch einer seiner Wähler enttäuscht ist, ja, das sei ihm klar. „Ich verstehe, dass manche ang’fressen sind“, sagt Strolz; nur: Den Vorhalt, er habe die Entscheidu­ng schon vor der Wahl getroffen, weist er strikt zurück, ebenso wie jede Spekulatio­n: So erzählt er, dass man ihm eine Affäre andichten wollte, weil man in der „Politik halt an Intrigen gewohnt“sei. Aber: „Ein Wechsel muss nicht immer ein Königsmord sein.“Der Umstand, dass er und Neos nicht in der Regierung sind, sei jedenfalls nicht der Grund, sagt er dann noch. Zweimal habe es das Angebot gehabt, Minister zu werden, sagt Strolz; nur wann und von wem, verschweig­t er.

Schweres Erbe

Was auch immer der Grund war: Richtungsw­eisender wird wohl die Frage, wie die Partei mit seinem Abgang fertig wird. 65 Prozent einer Puls4-Umfrage finden es jedenfalls unfair, dass Strolz sich verabschie­det; dass die Partei ohne ihn nicht überleben wird, glauben 51 Prozent. Dass Strolz das nicht glaubt, wie er sagt, ist nur logisch – er streut seiner Nachfolge-Favoritin Beate MeinlReisi­nger darum auch Rosen.

Ob er in ein Loch fallen werde? Nein, das schließt er aus. Denn er, der Flügelhebe­r, senkt seine Flügel auch nicht für immer: Er werke derzeit an einer autobiogra­fischen Erzählung; und später hätte er jedenfalls genügend „Herzblut“für die Gründung einer europäisch­en Bürgerbewe­gung – zwar nicht im nächsten Jahr, aber vielleicht ja später.

 ??  ?? Puls-4-Moderatori­n Corinna Milborn mit Noch-Neos-Chef Strolz
Puls-4-Moderatori­n Corinna Milborn mit Noch-Neos-Chef Strolz

Newspapers in German

Newspapers from Austria