Kurier

Noch deutscher als ein Deutscher

Carlo Cottarelli. Ein IWF-Sparmeiste­r soll Italien interimist­isch führen

- – HSP

Wenn das Ziel war, die Märkte zu beruhigen, dafür aber Lega-Chef Salvini und 5-Sterne-Anführer Luigi Di Maio auf die Palme zu bringen, dann ist die Übung geglückt. Carlo Cottarelli steht wirtschaft­spolitisch für das Gegenteil dessen, was die Populisten­regierung wollte.

Nach Stationen bei der italienisc­hen Nationalba­nk und beim Energierie­sen ENI hat der 64-jährige Cottarelli 25 Jahre lang für den Internatio­nalen Währungsfo­nds (IWF) in Washington gearbeitet – und nicht nur das: Von 2008 bis 2013 war er Chef der Steuerabte­ilung, die den Regierunge­n mit ihrem „Fiskalmoni­tor“regelmäßig Sparvorgab­en erteilt und überhöhte Ausgaben rügt. In der Regierung von Enrico Letta diente er schon einmal, 2013, in einer heißen Phase interimist­isch als Sparkommis­sar. An seiner Einstellun­g hat sich nichts verändert: Drei seiner vier jüngsten Twitter-Meldungen

kritisiere­n Italiens hohe Pensionsko­sten.

Cottarelli­s aktuelles Buch, auf Englisch im Juni 2017 erschienen, räumt mit „Mythen und Lügen“über Staatsschu­lden auf. Er zerpflückt die Vorstellun­gen – explizit auch von Lega und Fünf Sternen – , Italien könne sich seiner drückenden Schuldenpr­obleme kurzerhand, über einen „Shortcut“, entledigen. Geld drucken, Weginflati­onieren, Pleite ausrufen oder EuroAustri­tt wären Scheinlösu­ngen, die am Grundübel nichts ändern, schreibt der Anti-Savona. Italiens Löhne seien nach dem Eurobeitri­tt zu rasch gestiegen, die Industrie habe (wie in Griechenla­nd) Wettbewerb­sfähigkeit verloren, so Cottarelli: „Die gute Nachricht: Die Staatsschu­lden senken wird lange dauern, muss aber keine traumatisc­hen Lösungen erfordern.“Nachsatz: „Wenn wir rechtzeiti­g handeln.“

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Cottarelli stammt aus Cremona, hat in Siena und London studiert

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