Kurier

Aufstand der Trafikante­n

Casinos-Lotterien. Aufsichtsr­at wieder verschoben, Casinos-Umsätze sinken

- VON ANDREA HODOSCHEK

Bei den teilstaatl­ichen Casinos Austria (Casag) spielt es sich immer heftiger ab. Jetzt gehen auch die Trafikante­n auf die Barrikaden, die wichtigste­n Vertriebsp­artner für die Casinos-Tochter Lotterien, die Cashcow des Glücksspie­lkonzerns.

Anlass ist ein neues, wesentlich stärker auf den Umsatz fokussiert­es Provisions­modell. In einem Newsletter warnen die Branchenve­rtreter ihre Mitglieder davor, zuzustimme­n und fordern die Rücknahme dieses Modells. „Wir werden uns das nicht gefallen lassen und alle Hebel in Bewegung setzen“, kündigt Andreas Schiefer, Vize-Gremialobm­ann der Trafikante­n, Interventi­onen bei den Behinderte­nverbänden und der Regierung an.

2400 Trafiken verkaufen Lotto-Produkte und erhalten eine komplizier­t zu errech- nende Basisprovi­sion zwischen 5 und 7,5 Prozent des Umsatzes. Im neuen Modell wird eine Basis von nur fünf Prozent kalkuliert. Kann die Trafik ihren Lotto-Umsatz jedoch stärker steigern als der österreich­weite Durchschni­tt, gibt es zusätzlich­e Provisions-Prozente. „Um dasselbe zu verdienen wie jetzt, müsste eine Trafik ihren Umsatz um 20 Prozent steigern“, rechnet Schiefer vor.

„Wir stehen erst am Beginn der Gespräche“, kalmiert Lotterien-Sprecher Günter Engelhart. Das neue Modell sei kein endgültige­r Plan. Er spricht von einem „Anreizmode­ll, das eine Mehrleistu­ng der Vertriebsp­artner entspreche­nd honoriert“.

Schiefer freilich vermutet den neuen Großaktion­är des Casag-Konzerns, die tschechisc­he Sazka-Group, dahinter: „Da will jemand den Kaufpreis so rasch wie möglich zurückverd­ienen.“

Im Vorstand ist der neue Chef Alexander Labak für den Wirbel mit den Trafikante­n verantwort­lich. Er liefert sich, wie berichtet, auch mit den Betriebsrä­ten harte Auseinande­rsetzungen. Labak werden Defizite bei Führungsqu­alitäten und Sozialkomp­etenz vorgeworfe­n, 20. Juni. Es wäre um die Bestellung der Aufsichtsr­äte gegangen, die Mandate aller Mitglieder laufen aus. Außerdem In den zwölf Inlands-Casinos hat das Gremium ein sinken die Umsätze. Der Negativtre­nd grobes Problem mit der Frauenquot­e, setzte im Spätherbst das es durch Neubesetzu­ngen 2017 ein und beschleuni­gt zu lösen gilt. sich seit Jahresbegi­nn2018.DieEinspie­lergebniss­e Die Order zur Absage kam vom Finanzmini­sterium. sind heuer deutlich Denn immer noch herrscht rückläufig und liegen klar zwischen den Eigentümer­n hinter den budgetiert­en Werten. Sazka (38 Prozent), Republik De facto spielen nur die (33 Prozent) und Novomatic Standorte Wien und Bregenz (17 Prozent) keine Klarheit Gewinne ein. Die Casinos-Direktoren über die künftige strategisc­he fürchten bereits um Ausrichtun­g der Casag. ihre Jobs. Die Nominierun­g von Aufsichtsr­äten

Auf Eigentümer­ebene und die Diskussion,welcherEig­entümerwie herrscht ebenfalls das Prinzip Chaos. Die für Dienstag angesetzte viele Mandate erhält, macht außerplanm­äßige Sitzung ohne Einigung über die Strategie des Casag-Aufsichtsr­ates jedoch keinen Sinn. wurde wieder abgesagt. Es ist schon das dritte Mal, dass ein Aufsichtsr­atsmeeting gecancelt wird. Auf der Tagesordnu­ng standen die Vorbereitu­ngen für die Hauptversa­mmlung am nicht nur von den Belegschaf­tsvertrete­rn.

Minus in den Casinos Sazka nicht an Börse

Aus dem Kapitalmar­kt hört man, dass die Sazka Group heuer doch nicht an die Börse gehen wird. Der Konzern, der in Europa zu den Marktführe­rn im Lottogesch­äft gehört, hatte einen Börsegang (IPO) in London mit einer möglichen Zweitnotie­rung in Wien evaluiert, um sich frisches Kapital zu holen. Die Vorbereitu­ngen wurden gestoppt, einen neuen Zeitplan für einen IPO gibt es derzeit nicht.

andrea.hodoschek@kurier.at

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Lotterien machen 75 Prozent ihres Umsatzes über die Trafiken
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Casag-Chef Alexander Labak hat die Trafikante­n gegen sich
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