Kurier

Nationalte­am.

Moritz Bauer spielte 18 Monate in Kasan und räumt mit einigen Vorurteile­n über Russland auf

- VON CHRISTOPH GEILER

Dieser Moritz Bauer ist wohl eine der ungewöhnli­chsten Erscheinun­gen in Österreich­s Fußball-Nationalte­am. Nicht nur, weil er eigentlich Schweizer ist und immer noch wie ein Schweizer redet. Der 26-Jährige unterschei­det sich auch so wohltuend von anderen Akteuren. Interviews scheinen für den vielsprach­igen Außenverte­idiger (Französisc­h, Deutsch, Englisch, Spanisch, Russisch, Schwyzerdü­tsch) kein notwendige­s Übel zu sein, es wirkt vielmehr so, als würde der Hobbypilot und Klavierspi­eler den Meinungsau­stausch genießen. Vor dem Duell gegen WM-Gastgeber Russland am Mittwoch im Innsbrucke­r Tivolistad­ion (20.45 Uhr, live ORFeins) war der ehemalige Legionär von Rubin Kasan (2016 bis 2018) gefragter Gesprächsp­artner. Mittlerwei­le ist der 26-Jährige bei PremierLea­gue-Absteiger Stoke am Ball. Moritz Bauer über ...

„Es ist eine spezielle Situation, weil praktisch das ganze Nationalte­am in Russland spielt. Man sollte die russische Liga allerdings nicht unterschät­zen: Diese Liga ist sehr anspruchsv­oll, mir zum Beispiel war es möglich, ohne große Anpassungs­schwierigk­eiten von Russland direkt in die Premier League zu wechseln.“

– Den Fußball in Russland – Die Fußballeup­horie im Land

„DasganzeLa­ndfreutsic­hauf das Großereign­is. Ich würde sagen, die Stimmung in Russland ist realistisc­h. Die Russen wissen, dass sie jetzt nicht zu den Topfavorit­en auf das Finale zählen. Aber sie sind schwer zu knacken, das hat man in den Testspiele­n gegen die großen Nationen gesehen. Da ist Russland nie untergegan­gen. Man darf sie als Gastgeber nicht unterschät­zen. Wenn da im Land die Euphorie entfacht wird, dann kann auch ein Lauf passieren. Dafür gibt es ja genügend Beispiele. Ich bin selbst schon gespannt darauf, wie sie auftreten.“

„Ich bin überzeugt davon, dass sich Russland im allerbeste­n Licht präsentier­en wird. Da wird sicher nichts dem Zufall überlassen. Russland hat sich herausgepu­tzt, die Städte sind schön, die Stadien sind allererste Sahne, die Organi-

– Den WM-Gastgeber

sation war auch zu meiner Zeit in Kasan schon hervorrage­nd. Ich kann nur jedem empfehlen, einmal dort hinzufahre­n.“

– Vorurteile über Russland

„Die Menschen sind sehr gastfreund­lich und auch sehr offen. Da hat man zum Teil bei uns in Mitteleuro­pa wirklich ein falsches Bild – auch von den Medien vermittelt bekommen. Ich persönlich würde sofort wieder nach Russland zurückgehe­n, weil ich dort die Zeit sehr genossen habe. Alle Freunde, die mich in Kasan besuchen gekommen sind, waren positiv angetan.Vieledenke­nja,dort wären nur alte Häuser und verrostete Autos. Aber Russland hat sich wirklich sehr positiv entwickelt, es gibt dort moderne Metropolen. “

– Die Angst vor russischen Hooligans

„Ich habe die Bilder von der Europameis­terschaft in Frankreich gesehen, die waren natürlich schockiere­nd. In der Zeit, in der ich in Russland gespielt habe, hat es im Stadion nie Ausschreit­ungen gegeben. Es sind auch nie Steine gegen den Mannschaft­sbus geflogen. Natürlich gab es Spiele, in denen richtig Zunder drinnen war. Aber wenn Rapid gegen die Austria spielt, dann ist die Luft auch elektrisie­rt.“

– Die Nationalma­nnschaft

„Russland hat ein sehr ausgeglich­enes Team. Der große Vorteil ist, dass sich alle Spieler gut kennen, weil sie alle in Russland engagiert sind. Deswegen spielen alle einen ähnlichen Stil. Die auffälligs­ten Spieler sind sicher einmal Mário Fernandes auf der rechten Seite, dann Alan Dsagojew im Mittelfeld und vorne die Mirantschu­k-Zwillinge. Individuel­l sind die Russen stark, die Mängel haben sie eher in der Defensive.“

„Es warkeineei­nfacheZeit­inStoke mit dem Abstieg. Ich war froh, dass ich vor der Anreise zum Team einige Tage frei hatte und den Kopf durchlüfte­n konnte. Die drei Spiele im Team werden mir gut tun. Ich habe bei Stoke noch vier Jahre Vertrag, der Verein will sofort wieder rauf.“

– Seine persönlich­e Zukunft

Österreich – Russland

= 2,20

X= 3,20 = 3,00

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RusslandKe­nner: Moritz Bauer hat sich mit dem WMGastgebe­rland angefreund­et

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