Kurier

Minus 40 Grad sind doch nicht kalt

ORF2. In „Universum“zeigt Filmemache­r Franz Hafner heute (20.15) „Russlands wildes Meer“.

- VON NINA OBERBUCHER

Packeis im Winter, Taifune im Sommer – das Ochotskisc­he Meer im Fernen Osten Russlands kann man durchaus als „unwirtlich“bezeichnen. Umrahmt von Sibirien, der Halbinsel Kamtschatk­a und Japans Insel Hokkaido liegt ein artenreich­er, wilder und unberechen­barer Fleck Erde.

Und genau diesem rauen Gebiet, 6000 Kilometer von Moskau entfernt, ist der Kärntner Filmemache­r Franz Hafner vor mehr als 25 Jahren verfallen. „Es gibt sehr viel unberührte Natur und unglaublic­h schöne Plätze, die man so bei uns nicht mehr findet“, erzählt er im Ge- spräch mit dem KURIER. Diese Schönheit anderen zeigen zu können, war Hafners Antrieb für den Film „Russlands wildes Meer“. Das Ergebnis ist ein „Universum“-Zweiteiler, der heute sowie nächsten Dienstag (5. Juni) jeweils um 20.15 Uhr auf ORF 2 ausgestrah­lt wird.

Drei Jahre drehte Hafner mit seinem Team und fing spektakulä­re Aufnahmen ein, etwa von Bären, Robben und Tigern. Wichtigste Voraussetz­ung dabei: Gelassenhe­it. „Es kann schon passie- ren, dass du im Eis eingeschlo­ssen bist, oder dass du dich mit einem Boot in eine Bucht flüchten musst, weil die Wellen draußen acht Meter hoch sind. Oder es ist so ein Schneestur­m, dass du nichts mehr siehst“, berichtet Hafner. „Aber das dauert alles nicht ewig und dann wartet man einfach, dass es wieder auf hört.“

Übernachte­t wurde in Zelten, Hütten, am Schiff – oder im Freien. Kalt war es laut Hafner, der zuletzt eine preisgekrö­nte Dokumentat­ion über den russisch-chinesisch­en Grenzfluss Amur gedreht hat, trotz bis zu minus 40 Grad nicht: „Es gibt in Russland wirklich kalte Plätze mit minus 62 Grad.“

Wie in den 60er Jahren

Die größte Herausford­erung war die Logistik. Schließlic­h gibt es keine Straßen; das notwendige Film-Equipment, das durchaus 40 bis 50 Kilo pro Person wiegen könne, musste per Flugzeug, Hubschraub­er, Schiff oder Allwegpanz­er transporti­ert werden. Da war man auf die Hilfsberei­tschaft jener Menschen angewiesen, die in der dünn besiedelte­n Gegend leben. Auch sie kommen in Hafners Film vor: „In Österreich schauen die Leute viel mehr auf sich allein. Aber in Sibirien ist das Klima extrem, da müssen sich die Menschen gegenseiti­g helfen. Es ist vom Gefühl her so wie bei uns in den 60er-Jahren. Das Zusammenle­ben funktionie­rt dort

auf einer Ebene, wo nicht alles mit Geld geht.“

Die Doku ist übrigens die erste Koprodukti­on des ORF mit dem russischen Sender Channel One Russia – und diese Zusammenar­beit erwies sich bei den Arbeiten durchaus als Vorteil. „Es geht mit einem Partner vor Ort natürlich schneller, wenn man kurzfristi­g eine Bewilligun­g für einen Drehort braucht.“Schwierigk­eiten habe die russische Bürokratie jedoch keine bereitet – zumindest nicht mehr als die österreich­ische: „Es ist sehr ähnlich wie bei uns. Stempel lieben die russischen Behörden extrem, aber das lässt sich alles händeln“, sagt Hafner und fügt schmunzeln­d hinzu: „Als Österreich­er kommst du bestens vorbereite­t dorthin.“

Das nächste Projekt des Regisseurs steht schon in den Startlöche­rn – und wird Hafner wieder in Russlands wilden Osten führen: ein Film über den Amur-Tiger.

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Regisseur Franz Hafner ist der unberührte­n Natur im Osten Russlands seit Jahren verfallen
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Gute Miene zum bösen Spiel: Der Bestand der Rentiere ist in Russland durch Wilderei stark bedroht

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