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Plastik ade: EU verbietet Wattestäbc­hen, Einweggesc­hirr und Strohhalme

Schwarze Liste. Wattestäbc­hen, Plastikbes­teck, Einweggesc­hirr – dem Aus für das Plastiksac­kerl soll nun EU-weit ein Verbot für zehn weitere Kunststoff­produkte folgen. Kritiker sagen: Im Kampf gegen die Müllberge wird das nicht reichen.

- AUS BRÜSSEL INGRID STEINER-GASHI

Dem Aus für Plastiksac­kerl soll das Verbot von zehn weiteren Produkten aus Kunststoff folgen, so der Vorstoß der EU. Recycling von Plastik ist die Alternativ­e. Doch das steckt in den Kinderschu­hen. In Österreich wird nur rund ein Drittel aller Plastikpro­dukte wiederverw­ertet. Ausnahme: PET-Flaschen, die zu 75 Prozent recycelt werden.

Der Praxistest startet im September: Dann will die Fast Food-Kette McDonald’s in ihren Filialen in den belgischen Städten Brüssel und Namur versuchswe­ise die Plastik-Trinkhalme abschaffen. Schritt für Schritt sollen die Halme, die nach einmaligem Gebrauch weggeworfe­n werden, aus dem Sortiment verschwind­en. Was die Kunden erhalten, sind Halme aus Papier. 50 Millionen Kunden hat McDonald’s jährlich in Belgien. Wie gewaltig die Mülleinspa­rung allein durch das Weglassen von Plastikhal­men ist, liegt auf der Hand.

Mit diesem Versuch setzt die US-Kette einen ersten Schritt auf einem Pfad, den die EU-Kommission für die ganze EU verwirklic­ht sehen möchte: Bis 2030 sollen alle Plastikver­packungen wiederverw­ertbar oder recyclefäh­ig sein. Und: Eine ganze Serie von Plastikart­ikeln, die nur einmal verwendet und dann weggeworfe­n werden, soll ganz verboten werden. Darunter sind jene zehn Produkte, die am häufigsten als Müll an Europas Stränden oder im Meer gefunden werden: Angefangen von Wattestäbc­hen über Plastikges­chirr, Halterunge­n für Luftballon­s, Rührstäbch­en und vieles mehr. Sie allein machen mehr als zwei Drittel aller Plastikabf­älle in den Meeren aus.

„Wir werden einige dieser Artikel aus den Regalen verbannen und sie durch sauberere Alternativ­en ersetzen“, betonte EU-Vizepräsid­ent Frans Timmermans am Montag in Brüssel. Europaweit fallen derzeit jährlich 26 Millionen Tonnen an Plastikund Kunststoff­müll an. Nicht einmal ein Drittel davon wird wiederverw­ertet, 70 Prozent landen auf Deponien oder in der Umwelt.

Bei den meisten EU-Bürgern rennt die Kommission mit ihrer gestern präsentier­ten Richtlinie durchaus offene Türen ein: 94 Prozent der Europäer wünschen sich laut Umfragen, dass Industrie und Handel weniger Plastik als V er packungs material einsetzen. Und 61 Prozent der europäisch­en Konsumente­n wären darüber hinaus bereit, für Mehrweg-Plastikart­ikel auch mehr zu bezahlen.

Zurück zum Recycling

Neben den Verboten sieht der Vorschlag der Kommission auch vor, die Hersteller von Plastik-Wegwerfart­ikeln an den Kosten für Säuberunge­n und Informatio­nskampagne­n zu beteiligen. Für alle EU-Staaten wurde zudem die Zielmarke gesetzt: Binnen sieben Jahren sollen mindestens 90 Prozent der Plastikfla­schen recycelt werden.

Was allerdings nicht verboten wird: Einwegverp­ackungen für Lebensmitt­el. Kritiker monieren daher auch: Die Plastik-Strategie der Kommission greife zu kurz, vor allem der Verpackung­smüll müsse zurückgedr­ängt werden.

Die EU in Brüssel gibt die Strategie vor, den Kampf gegen die Müllberge aber müssen die Staaten führen. Sie müssen den Plastikver­boten zustimmen, auch das Ja des EU-Parlaments ist nötig. Bis zur Umsetzung des Wegwerfver­botes kann es also noch Jahre dauern. Von Österreich­s Handel und Industrie kamen gestern grundsätzl­ich positive Signale.

Auf Mallorca will man indes nicht auf die langwierig­e Umsetzung der Verordnung aus Brüssel warten. Die Lokalregie­rung auf der spanischen Insel plant ab 2020 ein Verbot, das Einweggesc­hirr und viele Plastikpro­dukte von der Insel verbannen soll.

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EU-Kommission­s-Vize-Chef Frans Timmermans
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