Kurier

Souverän setzte sich der Österreich­er gegen den verletzten Deutschen Alex Zverev durch.

French Open. Thiem schlug den Weltrangli­sten-Dritten Zverev und trifft im Semifinale auf Sensations­mann

- AUS PARIS HARALD OTTAWA

Dominic Thiem wurde vor dem Spiel in die Favoritenr­olle gesteckt, musste sich mit dieser daher anfreunden. Doch wie Österreich­s Nummer eins damit umging, war großartig und sehenswert. Der 24-Jährige ließ Deutschlan­ds Nummer eins Alexander Zverev nicht den Funken einer Chance und besiegte ihn auf dem Court Philippe Chatrier klar mit 6:4, 6:2 und 6:1. Gerade einmal 1:50Stunden waren da gespielt, als Zverev nichts anderes übrig blieb, als Thiem für dessen Leistung zu gratuliere­n.

Freilich merkte man beim Weltrangli­sten-Dritten, dass drei Marathon-Matches nicht spurlos an vorübergeh­en können. „Er ist einer der Fittesten, aber auch für ihn ist es hart, drei Fünf-SatzMatche­s in Folge bei einem Grand Slam zu spielen“, sagt Thiem. Doch auch ein Zverev in Bestform hätte gegen den wohl besten Thiem, den es jemals gab, keine Chance gehabt. „Das war schon sehr beeindruck­end “, sagt TrainerGün­terBresnik Sekunden nach dem verwandelt­en Matchball.

Vor den Augen von Freundin Kristina Mladenovic, Tennis-Mäzen Christian Worsch und Linz-Turnierbos­s PeterMicha­el Reichel, zeigte sich der Niederöste­rreich er von Beginn an konzentrie­rt, war- tete auf seine Chancen. Und eine nützte er zum Break zum 4:3. Problemlos servierte er später zum Satzgewinn aus.

Zverev griff sich danach gelegentli­ch auf den Oberschenk­el, ließ sich auch bandagiere­n. Es lag aber mehr an Thiem, als an Zverevs Handicap, dass der Deutsche das siebente Duell mit dem Österreich­er zum fünften Mal verlor. Thiem ließ den 21-Jährigen laufen, konterte ihn immer wieder sehenswert aus, hatte auch gelegentli­ch ein bisschen Glück, als etliche Bälle auf der Linie landeten.

Alles oder nichts

Als er schon aussichtsl­os zurückgele­gen war, probierte Zverev dann auch einiges aus, manches ging auf, das meiste jedoch nicht, weil Thiem an diesem Tage einfach zu stark war. „Ich wusste, dass ich nie nachlassen­darf“,sagtThiem. Vielleicht hat er noch die bittere US-Open-Niederlage gegen Juan Martin del Potro im Hinterkopf, als er gegen den angeschlag­enen Argentinie­r klar geführt hatte und dennoch verloren hat.

Gestern jedoch gab es kein nachlassen, Thiem hielt die Konzentrat­ion hoch und zog damit als erster Österreich­er zum dritten Mal ins Halbfinale der French Open ein. Thomas Muster war dies neben seinem Triumph 1995 nur ein weiteres Mal geglückt (1990). „Muster hat hier gewonnen, das muss ich einmalscha­ffen“,sagtThiem.

Nach dem Sieg der Österreich­er im Fußball, steht es immerhin nun 2:0 gegen Deutschlan­d. „Diese Bühne hier in Paris war aber größer“, schmunzelt Thiem. Nächster Gegner ist der Italiener Marco Cecchinato, der Novak Djokovic mit 6:3, 7:6, 1:6, und 7:6 aus dem Bewerb warf. Thiem: „Der ist vollgepump­t mit Selbstvert­rauen, spielt in Paris das Turnier seines Lebens.“Thiem ist aber zuversicht­lich vor der Freitag-Partie gegen den Ranglisten-72.: „Ich bin noch besser als im Vorjahr. Spielerisc­h, aber auch mental.“Er ist in seinem dritten French-OpenHalbfi­nale in Folge zum ersten Mal Favorit. „Jetzt zählt nur das Finale.“Anzunehmen, dass am Sonntag Rafael Nadal wartet.

Lucky Marco

Der 25-Jährige Marco Cecchinato hat noch kein Match in einem Grand-Slam-Hauptbewer­b gewonnen. Letzten Monat scheiterte er in Budapest in der Qualifikat­ion, rückte aber als Lucky Loser ins Hauptfeld und holte sich seinen ersten ATP-Titel. 2016 wurde der Sizilianer wegen angebliche­n Wettbetrug für 18 Monate gesperrt. Er berief erfolgreic­h, die Sperre wurde aufgehoben. Jetzt ist er der erste Italiener seit 40 Jahren, der sich für ein Grand-Slam-Halbfinale qualifizie­rte (Corrado Barazzutti schaffte dies 1978 ebenso in Paris). Noch auf dem Platz sagte er zu seinem Interviewe­r: „Bist du sicher, dass ich nicht träume? Es ist unglaublic­h für mich.“

 ?? AP / MICHEL EULER ??
AP / MICHEL EULER
 ??  ??
 ??  ?? Alexander & Dominik: Zverev (l.) gratuliert­e seinem groß aufspielen­den Kumpel Thiem
Alexander & Dominik: Zverev (l.) gratuliert­e seinem groß aufspielen­den Kumpel Thiem
 ??  ?? Marco & Novak: Djokovic (r.) tätschelte seinen italienisc­hen Bezwinger Cecchinato den Kopf
Marco & Novak: Djokovic (r.) tätschelte seinen italienisc­hen Bezwinger Cecchinato den Kopf

Newspapers in German

Newspapers from Austria