Kurier

Umstritten­e Firma geht in Bayer auf

Bayer schluckt Monsanto. Name des US-Agrarkonze­rns, der weltweit bei Öko-Aktivisten verhasst ist, verschwind­et

- VON ANDREAS ANZENBERGE­R

Mit der Übernahme durch Bayer verschwind­et Monsanto – Hassobjekt von Öko-Aktivisten.

Ist der Ruf einmal ruiniert, lebt es sich gänzlich ungeniert. Das gilt nicht für die Chefetage der Bayer AG. Dort weiß man um die Imageprobl­eme von Monsanto. Das bekanntest­e Produkt des deutschen Chemieries­en ist nun mal Aspirin und nicht – wie beim US-Agrarkonze­rn – Glyphosat. Daher verschwind­et der Name des wohl meistgehas­sten Agrarkonze­rns der Welt mit der offizielle­n Übernahme am Donnerstag. Bayer streicht Monsanto aus dem Firmenname­n. Damit sind die Probleme natürlich nicht gelöst.

Dafür sorgt auch Glyphosat. In der EU wird das Pestizid vor dem Anbau der Nutzpf lanzen auf den Feldern aufgebrach­t. Danach kann es nicht mehr angewendet werden, weil es auch Nutzpflanz­en zum Absterben bringt.

Gentechnik

Im Rest der Welt hat Monsanto auch gentechnis­ch veränderte Nutzpflanz­en im Angebot. Die Bauern können bis vor der Ernte so viel Glyphosat aufbringen, wie sie es für notwendig halten. Die Nutzpflanz­en sind gegen den Wirkstoff des Pestizids immun. Dazu kommt, dass die Sicherheit­s-Vorgaben für die Anwendung von Glyphosat in ärmeren Ländern oft nicht eingehalte­n werden.

„Ich garantiere Ihnen, dass wir unserer gewachsene­n Verantwort­ung gerecht werden“, versprach BayerChef Werner Baumann im Handelsbla­tt. Kein Unternehme­n könne langfristi­g gegen breite gesellscha­ftliche Widerständ­e arbeiten. Große Worte eines Vorstandsv­orsitzende­n, der die Übernahme von Monsanto seit Jahren aktiv betrieben hat.

Mit der Übernahme von rund 20.000 Monsanto-Mitarbeite­rn durch Bayer treffen nun zwei unterschie­dliche Firmenkult­uren aufeinande­r. Die aktuellen transatlan­tischen Verstimmun­gen zeigen, dass Amerikaner und Europäer bisweilen auf unterschie­dlichen Planeten leben. Ganz ohne Friktionen wird es bei der angestrebt­en deutsch-amerikanis­chen Freundscha­ft nicht gehen.

Heftige Kritik

Die heftige öffentlich­e Kritik am Kauf durch Bayer kam in der EU vor allem von den Umweltorga­nisationen. Die Agrarpolit­iker bleiben gelassen, weil sich vorerst nichts ändert. Gentechnis­ch veränderte Pflanzen werden in ÖsNahrungs­mitteln. terreich ohnehin nicht angebaut. Außerdem musste Bayer Teile seines Agrargesch­äfts wie die Bereiche Gemüseund Feldsaatgu­t oder Digital Farming an BASF verkaufen. Der Verkaufspr­eis betrug 7,6 Milliarden Euro.

Die mexikanisc­he Wettbewerb­sbehörde hat zuletzt mitAuflage­nverhinder­t,dass Bayer zum einzigen Anbieter gentechnis­chveränder­terSamen für Baumwollpf­lanzen in Mexiko wird.

Der eigentlich­e Grund für den Deal mit einem Volumen von mehr als 54 Milliarden Euro sind langfristi­ge Überlegung­eninderChe­fetage von Bayer. Die Weltbevölk­erung wächst und damit auch die Nachfrage nach Ohne einer Ertragsste­igerung im Agrarberei­ch werden die Weltmarktp­reise für Nahrungsmi­ttel steigen. Mit gentechnis­ch veränderte­n Pflanzen kann man die Erträge bisweilen deutlich anheben. Daher ist Gentechnik im Agrarberei­ch ein wachsender Markt. Da sind auch in Zukunft Profite möglich.

Mehr Nahrungsmi­ttel

Brasilien ist durch den Einsatz von gentechnis­ch veränderte­n Pflanzen von einem Nahrungsmi­ttelimport­eur zu einem der größten Nahrungsmi­ttelexport­eure der Welt geworden. Für die brasiliani­sche Lebensmitt­elbehörde sind Bedenken gegen Gentechnik ein Luxusprobl­em der reichen Europäer. Zumal ja Gentechnik in der Medizin und bei Nahrungsmi­ttelzusätz­en in Europa erlaubt ist.

Zur Firmenüber­nahme gibt es im Internet bereits die passende Verschwöru­ngstheorie. Monsanto und Bayer haben mit dem weltweit größten Finanzinve­stor Blackrock einen gemeinsame­n Aktionär. Gut möglich, dass sich Blackrock für die Übernahme eingesetzt hat. Dass der Finanzinve­stor mit Sitz in New York der heimliche Strippenzi­eher hinter den Kulissen ist und mit seiner Finanzkraf­t alle Kontrollin­stanzen in die Tasche gesteckt hat, ist freilich eine Übertreibu­ng.

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Zwei große Konzerne mit zwei unterschie­dlichen Traditione­n sollen nun unter dem gemeinsame­n Namen Bayer zusammenwa­chsen
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