Kurier

„Kunst ist ein Zweig der Diplomatie“

Ausstellun­g. Mikhail Piotrovsky, Direktor der Eremitage St. Petersburg, über Museen im globalen Machtgefüg­e

- VON MICHAEL HUBER

Die Eröffnung der Schau „Die Eremitage zu Gast“im Kunsthisto­rischen Museum (KHM) war am Dienstag kulturelle­r Schlusspun­kt des Besuchs von Wladimir Putin in Wien. Für den Direktor des russischen Museums sind derlei Kunst-Gastspiele Bausteine eines „Brückenbau­s“.

KURIER: Sie haben bereits 2001 ein Kooperatio­ns-Abkommen mit dem KHM und den Guggenheim-Museen unterzeich­net. Wie hat sich die Museumswel­t seitdem verändert? Mikhail Piotrovsky:

politische­n Probleme. Wir diskutiere­n gerade über eine Dependance in China und eine in Barcelona.

Ihre Dependance in London hat wieder geschlosse­n.

Unsere Zweigstell­en werden immer von den Orten finanziert, an denen sie ansässig sind. Wir liefern den Inhalt, die Empfängers­eite liefert die Infrastruk­tur und das Geld für den Betrieb. In London war es aufgrund der geänderten politische­n Lage schwierig, Geld zu lukrieren.

Welchen Bezug haben Russlands Reiche zur Eremitage und ihrer historisch­en Sammlung?

Schritt für Schritt, Russen als Förderer heranzubil­den: Es sitzen nun einige reiche Russen im Kuratorium der Eremitage, der Vorsitzend­e ist Wladimir Potanin (Oligarch und Vorsitzend­er der Interros-Holding, Anm.). Er half uns etwa, das „Schwarze Quadrat“von Kasimir Malewitsch zu erwerben, und finanziert dazu Stipendien und andere Dinge. Die Situation entwickelt sich also, wobei es gerade komplizier­ter wird, weil jene Wirtschaft­streibende, die von Sanktionen betroffen sind, auch sehr aktiv im Spenden und im Aufbau von Sammlungen waren.

Sind Ausstellun­gen wie jene im KHM auch als diplomatis­cher Arm der russischen Regierung zu verstehen?

die Kunst zu sprechen. Ich sage immer: Auch wenn ihr alle anderen Brücken zum Einsturz bringt, lasst unsere stehen, dann wird alles andere über kurz oder lang wieder zusammenwa­chsen. Ich denke, das war immer schon so. Eine Ausstellun­g wie die vorliegend­e sendet das Signal, dass wir weitermach­en: Der Austausch, den wir mit dem KHM über viele Jahre pflegen,gehtweiter.Kulturschä­tze überdauern wechselnde Regime, wechselnde politische Strömungen.

Wie hat sich der Umgang der Russen mit der zaristisch­en Vergangenh­eit verändert?

imperiale Zeiten zurück. Was die Eremitage betrifft, so war sie immer ein kaiserlich­er Palast und hat immer die Erinnerung an die Zarenzeit am Leben gehalten. Wir waren damit mal aus der Mode, mal mehr in Mode.

Was ist Präsident Putins Verhältnis zur Eremitage?

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Mikhail Piotrovsky (73) führt Russlands größtes Museum

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