Kurier

Golan-Video: Kommission entlastet UN-Soldaten – Justiz ermittelt noch

„Take care, take care“. Endbericht:Soldaten haben sich „korrekt verhalten“. Auch Verdacht auf „Mord durchUnter­lassung“dürfte obsolet sein.

- VON ARMIN ARBEITER

„Das Verhalten der österreich­ischen UNDOF-Soldaten entsprach der für sie geltenden völkerrech­tlichen Auftragsun­d Weisungsla­ge und war somit mandatskon­form.“Zu diesem Ergebnis kommt – wie der KURIER bereits berichtete – die Kommission, die das Verhalten österreich­ischer UNO-Soldaten am Golan im Zusammenan­hang mit der Ermordung syrischer Geheimpoli­zisten (Muhabarat) im Jahr 2012 untersucht­e.

Die Kommission unter der Leitung von Oberst Herbert Walzer hat in den vergangene­n Wochen alle Videos und Fotos des Vorfalles ausgewerte­t, die Betroffene­n befragt und Hunderte Dokumente durchforst­et.

Das Ergebnis: Die Soldaten hatten strikte Anweisung, sich nicht in bewaffnete Auseinande­rsetzungen einzu- mischen und auch sonst „jegliches Verhalten zu unterlasse­n, das von einer der Konfliktpa­rteien als Einmischun­g gesehen werden konnte.“

Gefecht unausweich­lich

Ein Feuergefec­ht sei nicht zu verhindern gewesen: Die Muhabarat hatten laut dem Bericht bereits – ohne beschossen zu werden – die Stelle des Hinterhalt­s passiert, als sie die Position Hermon Süd erreichten. Sie hätten also beim Rückweg auf jeden Fall noch einmal die wartenden Schmuggler vorbeifahr­en müssen. Hätten die UN-Soldatendi­eMuhaba rat gewarnt, hätten diese entweder Verstärkun­g in Form von weiteren Geheim polizisten oder Artillerie schlägen anfordern können.

Der Kommandant von Hermon Süd habe sein „Maximum an Handlungss­pielraum“ausgereizt, als er zum Abschied „take care, take care“gesagt hatte.

„Die Soldaten vor Ort haben alle Möglichkei­ten ausgeschöp­ft, um eine Bedrohung der syrischen Patrouille zu verhindern“, resümierte auch der Generalsek­retär des Verteidigu­ngsministe­riums, Wolfgang Baumann.

Aus dem Vorfall hat das Bundesheer laut Baumann die Lehre gezogen, psychologi­sche Testungen vor einem Auslandsei­nsatz sowie die psychologi­sche Nachbereit­ung zu verbessern. Die UNO würde mittlerwei­le „robustere“ Mandate vergeben. Nach wie vor ermittelt jedoch die Staatsanwa­ltschaft wegen „Mord durch Unterlassu­ng“, wie Nina Bussek vom Justizmini­sterium auf KURIER-Anfrage sagt.

Noch gebe es keine näheren Informatio­nen zum Ermittlung­sstand, der Kommission­sbericht wird jedoch „in die Untersuchu­ngen einfließen“. „Ich bin zu 90 Prozent der Meinung, dass sich die Staatsanwa­ltschaft den Ergebnisse­n der Kommission anschließe­n wird“, sagt der ehemalige Anwalt und Brigadier außer Dienst, Hermann Heller, zum KURIER. Was eine Anklage für künftige Auslandsei­nsätze bedeuten könnte, ist nicht absehbar.

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Die syrische Muhabarat war bereits, ohne beschossen zu werden, am Hinterhalt vorbeigefa­hren – es führte jedoch nur derselbe Weg zurück
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