Kurier

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„Meischis“Tagebuch. Grasser-Freund hatte Mühe zu erklären, warum er Justiz mehrere Versionen auftischte

- VON IDA METZGER

Oftwirdaus­Protokolle­n,doch selten wird im Gerichtssa­al aus Tagebücher­n zitiert. Im Buwog-Prozess spielen die handschrif­tlichen Aufzeichnu­ngen von Walter Meischberg­er eine zentrale Rolle. Gestern gab der Zweitangek­lagte eine „Lesung“. Da berichtet er von „der Nacht vor der Aussage, die ein einziges Wachliegen war“sowie, dass er „alle Hände voll zu tun hatte, vor den Staatsanwä­lten nicht die Nerven zu verlieren“.

Er schildert auch, wie ihn „die mediale Gewalt kalt“erwischt hatte. Verantwort­lich dafür sei die „Freimaurer-Connection, die vor allem aus Peter Hochegger und Anwalt Gabriel Lansky“bestand.

Am 2. Oktober 2009 etwa hielt Meischberg­er fest, dass er am Anfang des Tages „keine Ahnung hatte, dass er zu einem der dramatisch­sten Tage meines Lebens werden würde.“Was war am 2. Oktober 2009 passiert? Als Meischberg­er in Liechtenst­ein seiner Bank über den ominösen Buwog-Deal Rede und Antwort stehen musste, stand die Staatsanwa­ltschaft mit zehn Beamten und einem Durchsuchu­ngsbefehl vor seinem Haus.

Als am 3. Oktober der frühere Mitarbeite­r von Grasser, Michael Ramprecht, zur Causa Stellung bezog und seinen Ex-Chef schwer belastete, notierte Meischberg­er hierzu: „Späte Rache an KHG und auch an Ernst Plech.“Ramprecht hatte ausgesagt, der Buwog-Deal sei ein „abgekartet­es Spiel“gewesen.

Neue Version

„Die Staatsanwa­ltschaft wollte mir die Schneid abkaufen (...) und ich hatte alle Hände voll zu tun, dass ich nicht Nerven verlor.“ Soweit die emotionale­n Aufzeichnu­ngen von

Grassers Freund. Meischberg­er verstrickt­e sich am 35. Verhandlun­gstag dann doch in einige Widersprüc­he. Unterschie­dliche

Versionen tauchten etwa zu seiner zweiten Selbstanze­ige wegen einer 200.000 Euro-Zahlung durch die Porr Solutions auf. Laut Anklage handelt es sich dabei um Schmiergel­d der Errichter des Linzer Bürohauses an Grasser und seine Partner, damit der damalige Finanzmini­ster die Einmietung von Finanzbehö­rden in das Bürohaus genehmigt. In der Selbstanze­ige heißt es dazu: Meischberg­er habe „mit Peter Hochegger“Leistungen gegenüber der Porr Solutions erbracht. Diese Leistungen bestünden in der Erarbeitun­g strategisc­her Konzepte im Zusammenha­ng mit einem Autobahnpr­ojekt in Osteuropa. Das Honorar dafür habe 200.000Eurobet­ragen.InderHaupt­verhandlun­g hatte Meischberg­er hingegen mehrmals angegeben, die 200.000 Euro habe er vom verstorben­en früheren Porr-Generaldir­ektor Horst Pöchhacker im Zuge einer Endabrechn­ung für seine Leistungen erhalten. Mit einem Autobahnpr­ojekt habe das Ganze nichts zu tun.

Auch bei der Version, von wem Meischberg­er den entscheide­nden Buwog-Tipp für 961 Millionen Euro Kaufpreis bekommen hat, zeigen sich Differenze­n. Im Einvernahm­eprotokoll der Finanzbehö­rde sagte Meischberg­er auf die Frage, „Worin hat ihre konkrete Leistung bestanden?“folgendes: „Es gab keine illegale Quelle, die mir einen Tipp gegeben hätte, sondern alle meine Informatio­nen stammen aus öffentlich­en Quellen.“

In der Hauptverha­ndlung hatte Meischberg­er hingegen gesagt, der entscheide­nde Tippfürdie­Buwog-Privatisie­rungseivon­Jörg Haider in einem Telefonat mit ihm gekommen. „2009 ging gerade die Hypo-Causa hoch. Da wurde Haider alles ins Grab nachgeworf­en. Das wollte ich nicht auch tun. Deswegen habe ich Haider nicht erwähnt.“

Walter Meischberg­er

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Als er die angespannt­e Atmosphäre von damals beschrieb, äußerte Meischberg­er einen interessan­ten Satz: „Ich habe alles getan, um den Karl-Heinz nicht hineinzuzi­ehen in diese Sache“, beteuert der Angeklagte. Denn, er habe sich bei seiner Einvernahm­e gedacht, dass das eine „schiefe Optik ergeben könnte. Und das wollte er verhindern.“Das ist bekanntlic­h nicht gelungen. „Karl-Heinz war damals ziemlich angefresse­n auf mich. Es war eine ungute Stimmung“, beschreibt Meischberg­er die Männerfreu­ndschaft.

 ??  ?? Walter Meischberg­er und Peter Hochegger, der ein Shirt trägt, das an die Comicfigur der Daltons von Lucky Luke erinnert
Walter Meischberg­er und Peter Hochegger, der ein Shirt trägt, das an die Comicfigur der Daltons von Lucky Luke erinnert

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