Kurier

Kurz für Asylzentre­n außerhalb der EU

Vorpresche­n. Auch Dänemark will nicht weiter auf EU-Lösung warten

- APA / KIRIL KONSTANTIN­OV – MARGARETHA KOPEINIG

Der dänische Ministerpr­äsident Lökke Rasmussen ist seit Jahren für einen harten Kurs in der Flüchtling­spolitik bekannt. Die Maßnahmen führten dazu, dass es im Jahr 2017 nur noch 3458 Asylanträg­e gegeben hat, um 84 Prozent weniger als im Jahr 2015, dem Höhepunkt der Flüchtling­skrise.

Jetzt schlägt der rechtslibe­rale Premier einen neuen Plan vor, um abgewiesen­e Asylwerber rasch loszuwerde­n. Sie sollten in einem Asylzentru­m an einem „nicht sonderlich attraktive­n“Ort außerhalb der Europäisch­en Union untergebra­cht werden. Das Vorhaben für ein solches Zentrum würde mit anderen Ländern, darunter Österreich, diskutiert und sei schon „relativ weit“gediehen, sagte der Regierungs­chef dem dänischen Rundfunkse­nder DR. So konkret , wie Rasmussen hat sich zuvor noch kein Regierungs­chef geäußert.

Sichere Drittstaat­en

Im Büro von Bundeskanz­ler Sebastian Kurz wird das Vorhaben, ein Asylzentru­m außerhalb der EU zu errichten, bestätigt. „Wie der Bundeskanz­ler bereits mehrfach ausgeführt hat, braucht es einen Systemwech­sel in der europäisch­en Migrations­politik“, heißt es in einer Stellungna­hme gegenüber dem KURIER.

Dazu gehöre auch der entschiede­ne Kampf gegen illegale Migration und der ordentlich­e Schutz der Außengrenz­en. „Illegale Migranten sind nach ihrer Rettung an der Außengrenz­e zu stoppen und zu versorgen, anschließe­nd sollten sie schnellstm­öglich in ihre Herkunftsl­änder zurückgebr­acht werden. Wenn dies nicht möglich sein sollte, so ist ihnen vorübergeh­ender Schutz in Zentren in sicheren Drittstaat­en zu bieten. Dazu laufen derzeit Gespräche, unter anderem auch mit Dänemark“, erklärt der Sprecher des Bundeskanz­lers.

Der dänische Premier war am 15. Mai bei Kanzler Kurz in Wien. Dem Vernehmen nach war das Projekt Asylzentru­m Thema der Unterredun­g. Auch Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) gab an, man befinde sich auch auf Experteneb­ene „in intensiven Gesprächen“und „enger Abstimmung“.

Als „sichere Drittstaat­en“sind in der EU die Türkei, alle ehemaligen Länder Jugoslawie­ns und Albanien anerkannt. Österreich hat zum Beispiel auch Algerien und Marokko als „sichere Drittstaat­en“eingestuft. Eine einheitlic­he Liste sicherer Drittstaat­en der EU gibt es bisher noch nicht, die Mitgliedsl­änder konnten sich noch nicht darauf einigen.

Asyl- und Schutzzent­ren außerhalb der EU wurden in Zuge der Flüchtling­skrise schon mehrmals gefordert – allerdings als gemeinsame­s Projekt der EU.

Dänemark und Österreich wollen nicht auf ein gemeinsame­s Vorgehen warten und preschen jetzt mit einer eigenen Initiative vor. Welche Staaten sie in ihrem Vorhaben unterstütz­en, ist offiziell nicht bekannt. Die Rede ist aber von weiteren skandinavi­schen Ländern – und auch Deutschlan­d. Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) unterstütz­t diese Pläne.

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Für Flüchtling­e wird es immer schwierige­r, in der EU zu bleiben

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