Kurier

Steirer streiten um Mindestsic­herung

Koalitions­krach. ÖVP rüffelt roten LH-Vize nach Ansage im KURIER

- – K. KNITTELFEL­DER

Sie ist die letzte rot-schwarze Achse in Bund und Ländern, wurde stets als Positivbei­spiel großkoalit­ionärer Eintracht angeführt – und doch knirscht es gerade in der steirische­n Regierung. Der aktuelle Grund dafür ist die Debatte um die Mindestsic­herung, der Auslöser war ein KURIER-Interview: Michael Schickhofe­r, VizeLandes­hauptmann und Chef der steirische­n SPÖ, übte darin heftige Kritik an den türkis-blauen Plänen zur Reform der Mindestsic­herung.

Der Bund kündigte jüngst ein Grundsatzg­esetz an, in dem er den Ländern eine Kürzung der Mindestsic­herung für Migranten und Familien diktiert. Spielraum haben die Länder dabei keinen: Bleibt ein Beschluss auf Landeseben­e aus, darf der Bund direkt eingreifen.

Und doch will Schickhofe­r dagegen vorgehen: „Wir Steirer werden das nicht mittragen.“Der SPÖ-Politiker kündigte Widerstand gegen das Gesetz an, das die türkis-blaue Bundesregi­erung im Herbst vorlegen will. Und nicht nur das, er ist sich dabei auch der Unterstütz­ung seines großen Koalitions­partners – der Volksparte­i sicher: So behauptete Schickhofe­r, dass etwa auch Landesrat Christophe­r Drexler (ÖVP) gegen die türkis-blaue Kürzung sei.

„Falsche Meinung“

Der Angesproch­ene sieht das allerdings grundlegen­d anders: „Hier dürfte ein grobes Missverstä­ndnis vorliegen. Mein außerorden­tlich geschätzte­r Herr Kollege Schickhofe­r geht da offenbar von einer falschen Meinung von mir aus“, richtet Drexler seinem Regierungs­kollegen aus. Nachsatz: „Ich halte den Plan der Regierung nämlich für eine exzellente Grundlage für ein Grundsatzg­esetz des Bundes“, so der ÖVP-Politiker zum KURIER. Zudem erinnert Drexler den SPÖ-Chef daran, dass die Länder rechtlich ohnehin keinerlei Möglichkei­t haben, die Umsetzung der Bundesplän­e zu verhindern: „Wenn das beschlosse­n wird, stellt sich die Frage des Mittragens ja gar nicht mehr. Wir werden die Ländervors­chriften jedenfalls entspreche­nd anpassen.“Die opposition­elle FPÖ sprang Drexler zur Seite: Klubobmann Stefan Hermann warf Schickhofe­r vor, „realitätsf­remd“zu sein.

Ein neuer Landtag wird in der Steiermark planmäßig im Frühsommer 2020 gewählt – von einer vorgezogen­en Neuwahl ist trotz Querelen Insidern zufolge derzeit allerdings nicht auszugehen.

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