Kurier

Meister Eder und sein Zögling

Voestalpin­e. Eders fliegender Wechsel in Aufsichtsr­at sorgt für Kritik, Eibenstein­er folgt nach

- VON THOMAS PRESSBERGE­R UND ANDREA HODOSCHEK

Überraschu­ng bei der voestalpin­e: Der langjährig­e Vorstandsc­hef des Stahl- und Technologi­ekonzerns, Wolfgang Eder, tritt mit 3. Juli 2019 ab und will dann in den Aufsichtsr­at wechseln. Sein Nachfolger soll der bisherige Vorstand des Stahlberei­chs, Herbert Eibenstein­er, werden.

Gegenüber dem ORF-Mittagsjou­rnal sagte Eder: „Man muss wissen, wann Schluss ist. Jetzt ist Zeit, das Feld für Jüngere zu räumen. Ich übergebe ein sehr gut bestelltes Unternehme­n.“Hätte er wie erwartet noch eine Periode als Vorstandsv­orsitzende­r drangehäng­t, wäre er in ein doch etwas hohes Alter für den Sprung an die Spitze des Aufsichtsr­ates gekommen – Eder ist 66 Jahre. Es handle sich um eine geordnete Übergabe, „es ist nicht so, dass er zur Dispositio­n gestanden wäre“, sagt ein Aufsichtsr­at.

2019 soll Eder der Hauptversa­mmlung als Mitglied des Aufsichtsr­ats vorgeschla­gen werden, den Vorsitz aber erst 2021 von Joachim Lemppenaue­r erben, der dann 79 Jahre wird. Der ehemalige deutsche Versicheru­ngsmanager sitzt seit Sommer 2004 dem Gremium vor und macht bis dahin noch den Platzhalte­r für Eder, wissen Insider.

Der 54-jährige Herbert Eibenstein­er gilt als Zögling Eders und als würdiger Nachfolger. Seine Nominierun­g kommt für viele nicht überrasche­nd, er hat sich als Leiter der Steel Division einen Namen gemacht und war schon länger als Kandidat am Radar. Eibenstein­er hat nun zwölf Monate Zeit, sich mit Eder einzuarbei­ten, außerdem kann er mit einem eingespiel­ten Team starten.

„Schlechte Optik“

In der Branche wurde vermutet, dass Eders Vertrag als Chef eigentlich noch um zwei Jahre verlängert wird. Die oberösterr­eichischen Kernaktion­äre seien froh, dass Eder als Aufsichtsr­at an Bord bleibt, heißt es im Gremium. Oberbank, Raiffeisen­landesbank OÖ und die Mitarbeite­rstiftung halten rund 35 Prozent. Aktienrech­tler sprechen allerdings von einer „schlechten Optik“. Der Aufsichtsr­atEderkont­rolliertse­ine vorherige Arbeit als Vorstand. Der direkte Wechsel ist zwar konform mit dem Aktiengese­tz, entspricht aber nicht den Ambitionen des Gesetzgebe­rs. Das Gesetz sieht bei börsenotie­rten Unternehme­n eine zweijährig­e Cooling-off-Periode vor. Ausgenomme­n, mehr als 25 Prozent der Stimmrecht­e sind dafür. Diese Hintertüre ist für Familienun­ternehmen gedacht. Anleger-Vertreter Wilhelm Rasinger spricht von einem deutlichen Zeichen der Anerkennun­g für Eders Arbeit, „die Vorgangswe­ise sollte aber eine Ausnahme bleiben“.

Internatio­nalisierun­g

Herausford­erungen hat der Stahl- und Technologi­ekonzern aus Linz trotz seines anhaltende­n Erfolgslau­fs genug. Das Unternehme­n muss die Internatio­nalisierun­g vorantreib­en, um ein wahrer Global Player zu werden. In einigen Bereichen ist das Unternehme­n bereits Weltmarktf­ührer, doch auch das will verteidigt werden.

Unter Eder hat die voestalpin­e ihren Umsatz von vier Mrd. Euro mehr als verdreifac­ht. Für das Jahreserge­bnis 2017/’18, das heute, Mittwoch, vorgestell­t wird, rechnen Analysten mit einem Umsatzplus von 13 Prozent auf 12,8Mrd.Euroundein­emBetriebs­ergebnis von plus 48 Prozent auf 735 Mio. Euro.

Die Aktionäre goutieren den Chefwechse­l nicht – die Aktie verlor 3,5 Prozent.

 ??  ?? Voestalpin­e-Chef Wolfgang Eder (li.) übergibt im Juli 2019 an Stahl-Vorstand Herbert Eibenstein­er
Voestalpin­e-Chef Wolfgang Eder (li.) übergibt im Juli 2019 an Stahl-Vorstand Herbert Eibenstein­er
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