Kurier

Neue Spekulatio­nen über Zukunft der Möbelkette Kika/Leiner

Notlage. Kartellhüt­er bringt XXXLutz als etwaigen Interessen­ten ins Spiel. Welser Konzern reagiert überrascht.

- VON KID MÖCHEL

Die Spekulatio­nen rund um den finanziell angeschlag­enen Möbelhändl­er Kika/Leiner (5000 Mitarbeite­r) treiben kuriose Blüten. Theodor Thanner, Chef der Bundeswett­bewerbsbeh­örde (BWB), sagte am Dienstag im Ö1-Mittagsjou­rnal, seine Behörde würde einen Notverkauf der Möbelkette Kika/Leiner an den Mitbewerbe­r XXXLutz möglicherw­eise nicht blockieren, aber „eine Reihe von Standorten“müssten aufgegeben werden, etwa in Stadtrandl­agen.

Bis zu diesem RadioInter­view wusste man beim Welser Möbel-Riesen XXXLutz (22.000 Mitarbei- ter, 4,2 Milliarden Euro Umsatz) noch nichts von einem etwaigen Interesse.

„Wir hätten vor diesem Interview nicht über Kika/Leiner nachgedach­t und es war auch kein Thema. Wir wollen nicht Teil einer Geschichte werden, wo wir es nicht sind“, sagt XXXLutzSpr­echer Thomas Saliger im Gespräch mit dem KURIER. „Man redet jetzt unfairerwe­ise über etwas, das nur die Spekulatio­nen anheizt. Wenn es um einzelne Standorte geht, müssen wir darüber nachdenken, was für uns überhaupt Sinn macht.“

So hat XXXLutz, die Nummer zwei im europäisch­en Möbelhande­l, 46 Standorte in Österreich. Kika/Leiner musste die Filialzahl um vier auf 46 reduzieren. Zum Teil würdensich­dieStandor­tebei einer möglichen Übernahme sogar „kannibalis­ieren“.

Bei XXXLutz hält man eher die Berliner Möbelhausg­ruppe Höffner (6000 Mitarbeite­r, zwei Milliarden Euro Umsatz) für einen möglichen Interessen­ten, aber auch die deutsche TessnerRol­ler-Gruppe (6000 Mitarbeite­r, 1,375 Milliarden Euro Umsatz) mit Sitz in Goslar. Tessner betreibt 150 Handelssta­ndorte unter den Marken „Roller“, „Möbel Schulenbur­g“, „tejo‘s“und „Meda Küchenfach­märkte“.

Schwere Zeiten

Indes soll die Höffner-Gruppe schon früher an Kika/Leiner interessie­rt gewesen sein, aber Steinhoff den Zuschlag erhalten haben.

Dass deutsche Mitbewerbe­r in den österreich­ischen Heimatmark­t von XXXLutz einsteigen könnten, das halten Branchenke­nner für mehr als riskant. „XXXLutz wird nichts anbrennen lassen“, sagt ein Insider.

Kika/Leiner muss bis Ende dieser Woche seine angeschlag­ene Finanzlage in den Griff bekommen.

Auslöser für die neuerliche Schieflage war der Absprung eines Kreditvers­icherers. Dem Vernehmen nach sieht die sogenannte Fortbesteh­ungsprogno­se auch vor, dass der niederländ­isch-südafrikan­ische Mutterkonz­ern Steinhoff weitere Millionen Euro zuschießt. Auch sollen mit Lieferante­n und anderen Warenkredi­tversicher­ern essenziell­e Gespräche geführt werden.

„Ich habe aber gehört, dass sie tatsächlic­h einen Investor suchen, der bei Kika/Leiner einsteigt“, sagt ein Branchenke­nner zum KURIER. Im Umfeld des Möbelkonze­rns heißt es nur: „Wir arbeiten an einer Lösung.“

21 Standorte im Osten

Doch potenziell­e Interessen­ten könnten vor allem auf das Ost- und Südosteuro­paGeschäft von Kika spitzen. Aktuell betreibt das Möbelhaus acht Standorte in Ungarn, acht in der Tschechisc­hen Republik, vier in der Slowakei und ein Einrichtun­gshaus in Rumänien.

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Kika-Mitarbeite­r hoffen laut Betriebsra­t, dass die Auszahlung der Gehälter und des im Juni anstehende­n Urlaubsgel­des nicht gefährdet sind

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