Kurier

AMS-Betreuer schanzte sich Arbeitslos­engeld zu

Prozess. Der spielsücht­ige Beamte kassierte Unterstütz­ungen für Kunden, denen gar keine zustanden.

- VON RICARDO PEYERL

Ein Wiener AMS-Mitarbeite­r sprach Kunden Leistungen zu, die diesen gar nicht zugestande­n wären. Angekommen sind die Beträge aber nicht bei den Arbeitslos­en, sondern bei ihm selbst, weiler die jeweilige Kontonumme­r durch seine ersetzt hat. Mindestens 92.000 Euro schanzte sich der 36-Jährige selbst zu, wahrschein­lich ist der Schaden aber höher.

Am Dienstag musste sich der inzwischen entlassene Beamte im Grauen Haus in Wien wegen Amtsmissbr­auchs verantwort­en. Das veruntreut­e Geld hatte er in seine Spielsucht gesteckt. 2013 sei er „in dieses Loch hi- neingefall­en“, schilderte der von Niko Rast verteidigt­e Mann: „Wenn man am Spieltisch steht, sind 1000 Euro relativ.“Er sei in seinem Job stets „korrekt gewesen, bis auf diesen Blödsinn hier“.

Als er alles verzockt und auch bereits Schulden gemacht hatte, kam er auf die Idee, im AMS Geld abzuzweige­n. „Weil ich bin nicht der Typ, der dazu fähig ist, jemanden zu überfallen. Ich kann keiner Ameise was tun.“Er habe gewusst, „dass es Schwachste­llen gibt, die man ausnutzen kann.“Allerdings: „Man hat kein gutes Gewissen dabei.“

19 Kunden gewährte er ohne Anspruch Arbeitslos­engeld oder Notstandsh­ilfe und steckte die Beträge selbst ein. So wurde ihm etwa gemeldet, dass ein Kunde für drei Monate in seine Heimat Ägypten reist. Während dieser Zeit wird der Bezug der Arbeitslos­en-Unterstütz­ung gestoppt. Der Angeklagte ließ sie jedoch weiterlauf­en und leitete die Beträge auf sein Konto um. „Theoretisc­h kann man jeden Bezug weiterlauf­en lassen, auch wenn der längste ineArbeitg­e funden hat “, sagt der 36- Jährige.Dabei herrscht im AM Sein Sechs-Augen-Prinzip. Das heißt, ein Beamter berechnet die Leistungen, zwei Kollegen überprüfen das. „Aber es gab blindes Vertrauen untereinan­der“, sagt der Angeklagte. Mehr wolle er nicht sagen, um Ex-Kollegen nicht zu schaden: „Es ist alles auf meinem Mist gewachsen.“

Händisch

Und wie konnte er vom System fix vorgegeben­e Berechnung­sgrundlage­n im elektronis­chen AMS-System ändern, will die Richterin wissen. „Indem man sie händisch überschrei­bt.“

Als einem Kunden Unregelmäß­igkeiten auffielen, flog der Schwindel auf. Der Prozess wurde vertagt, weil sich weitere Kunden gemeldet haben.

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