Kurier

Robert K. hält sich für geistig gesund

Mädchenmor­d. Der 16-jährige Verdächtig­e im Fall Hadish lehnt den Kontakt zu seiner Familie ab

- VON MICHAELA REIBENWEIN

Für Robert K. war klar: Die Chance, erwischt zu werden, war groß. Sorgen machte er sich dennoch kaum. Der 16-jährige Bursch mit tschetsche­nischen Wurzeln, der am 11. Mai im Dittes-Hof in Wien die siebenjähr­ige Hadish ermordet haben soll, soll das Mädchen in schwarze Plastiksäc­ke gepackt und im Mistkübel entsorgt haben. Dann, so erklärte er, habe er die Dusche – den Tatort – gereinigt. Im Anschluss ging er spazieren.

Robert K. wirkte in den Einvernahm­en abgeklärt. Er verweigert­e einen Anwalt, selbst die Anwesenhei­t seiner Eltern lehnte er ab. Dass auf ihn eine lange Haftstrafe (Rahmen bis zu 15 Jahre, Anm.) zukommen könnte, beeindruck­te ihn kaum. „Ich werde halt in nächster Zeit nicht so viele Leute sehen.“

Tiefer Spalt

Die Beziehung zu seinen Eltern zeigt tiefe Risse. „Es ist mir egal, ob mich meine Eltern besuchen kommen oder nicht. Es ist einfach verschwend­ete Zeit“, sagte Robert zur Polizei. Auch das Angebot, dass sie ihm Kleidung oder persönlich­e Gegenständ­e bringen könnten, lehnte er ab. „Es ist unnötig, meine Eltern zu sehen. Ich habe ihnen nichts mehr zu sagen.“

Robert kam im Alter von zwei Jahren nach Österreich. Er spricht kein Tschetsche­nisch. Vor etwa sieben Jahren änderten sämtliche Familienmi­tglieder ihre Namen – auf Initiative des Vaters. Mit den österreich­isch klingenden Namen wollte dieser „unbeschwer­ter und unerkannte­r in Österreich leben.“

Die Mutter arbeitete als Schuhverkä­uferin, der Vater veranstalt­ete Konzerte. Robert sollte in einem katholisch­en Döblinger Privatgymn­asium die Matura machen. Doch er hatte Probleme, musste die fünfte Klasse wiederhole­n.

Er ist davon überzeugt, geistigvöl­liggesundz­usein.Er sei weder schizophre­n, noch höre er Stimmen, erklärte er. Doch in der Untersuchu­ngshaft gilt er als höchst selbstmord­gefährdet. Und er wurde (nach Drohungen) in eine Klinik nach Linz verlegt – was bei der Familie der kleinen Hadish für Kopfschütt­eln sorgt. „Man versucht, aus einem Täter ein Opfer zu machen. Die Beamten der Justizanst­alt Josefstadt sind perfekt ausgebilde­t. Hier kann er 24 Stunden täglich überwacht werden“, sagt Anwalt Nikolaus Rast.

„Es ist mir egal, ob mich meine Eltern besuchen kommen oder nicht. Es ist verschwend­ete Zeit.“

Robert K. Verdächtig­er

Den geistigen Zustand des verdächtig­en Burschen prüft Gutachter Peter Hofmann. Er muss auch klären, ob der Verdächtig­e bei der Tat zurechnung­sfähig war.

Als er den leblosen Körper von Hadish im gerissenen Plastiksac­k über die Stufen geschleppt haben soll, reagierte er geistesgeg­enwärtig. „Bring noch die andere Wäschehinu­nter“,rieferzum Schein in die (leere) Wohnung. Ein entgegenko­mmender Mann schöpfte keinen Verdacht.

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Am 12. Mai wurde die Leiche der kleinen Hadish entdeckt. Im Dittes-Hof in Wien-Döbling herrschte nach der Tat Trauer und Entsetzen

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