Als ganz Österreich „narrisch“wurde
Córdoba 1978. Österreich gegen Deutschland 3:2
Der Name der argentinischen Stadt Córdoba wurde in diesen Tagen oft strapaziert. Auch wenn der Vergleich hinken mag, wird das Freundschaftsspiel von Klagenfurt als „Córdoba II“Geschichte schreiben und an das Match der Fußball-WM 1978 erinnern, das den Deutschen als „Die Schande von Córdoba“in Erinnerung blieb, den Österreichern aber als „Das Wunder von Córdoba“.
Drei Minuten vor Schluss
Wir schreiben den 21. Juni 1978. Drei Minuten sind noch zu spielen, als Hans Krankl das entscheidende Tor zum 3:2 schießt. Um den Gesundheitszustand des Radioreporters Edi Finger muss man sich zu diesem Zeitpunkt ernsthafte Sorgen machen, explodieren doch die Worte förmlich aus ihm heraus: „Da kommt Krankl in den Strafraum. Schuss... Toor, Toor, Toor, Toor, Toor, Toor! I wer’ narrisch! Krankl schießt ein 3:2 für Österreich! Wir fallen uns um den Hals: der Kollege Rippel, der Diplomingenieur Posch, wir busseln uns ab. 3:2 für Österreich durch ein großartiges Tor unseres Krankl. Er hat olles überspielt, meine Damen und Herren. Warten S’ noch ein bissl, dann können wir uns vielleicht ein Vierterl genehmigen... Jetzt hammas g’schlagen... Und jetzt ist aus! Ende! Schluss! Vorbei! Aus! Deutschland geschlagen!“
Córdoba forever
Viele Österreicher hätten Córdoba 1978 auch ohne Klagenfurt noch lange nicht vergessen. In Wien-Floridsdorf gibt es den Córdobaplatz (der sich, wie das Schicksal es wollte, in unmittelbarer Nachbarschaft zur Edi-Finger-Straße befindet), es wurden Theaterstücke, Bücher und Hörspiele mit dem Titel „Córdoba“geschrieben, im Internet gibt es Córdoba-Fanseiten, und auf YouTube wird das Krankl-Tor mit dem Kommentar von Edi Finger immer wieder aufgerufen.
Und Córdoba bleibt den Österreichern. Am 14. Juni sendet ORF eins um 20.15 Uhr die Dokumentation „Immer wieder Córdoba? Ein Mythos wird 40 Jahre alt“, in der sich u. a. KURIER-Sport-Kolumnist Wolfgang Winheim, der damals dabei war, an Córdoba erinnern wird.
georg.markus@kurier.at